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Irene de Navarro

Irene de Navarro | Textilingenieurschule 1961-1963

Die Meisterklasse

Die 1941 in Düsseldorf geborene Künstlerin Irene de Navarro besuchte von 1961 bis 1963 die Textilingenieurschule Krefeld (TIS), eine der Fachschulen aus denen 1971 die Fachhochschule Niederrhein hervorging.

Sie besuchte dabei die Meisterklasse der wohl bedeutendsten Künstlerin, die an der TIS tätig war: Elisabeth Kadow. Kadow, die ihre Ausbildung unter anderem am Staatlichen Bauhaus in Weimar erhielt, nahm ihre eigene Lehrtätigkeit an der TIS in Krefeld 1940 auf. Zusammen mit Georg Muche und Immeke Mitscherlich hielt sie den „Geist des Bauhaus“ lebendig. Nach dem Weggang von Georg Muche 1958 übernahm Kadow in Krefeld die Leitung der Meisterklasse für Textilkunst. Die künstlerische Abteilung der TIS am Frankenring bestand zu dieser Zeit aus den Klassen Webgestaltung, Druckgestaltung, Schneiderei und Modegrafik. Dazu kam als „Krönung“ die Meisterklasse für Textilkunst. In vier Semestern wurden die Schülerinnen und Schüler, die sich nicht Studentinnen bzw. Studenten nennen durften, da man kein Abitur für die Aufnahme in die Meisterklasse benötigte, im Textildesign für Weberei und Druck ausgebildet. Neben einer wöchentlichen Vorlesung in Kunstgeschichte und Stilkunde nahm vor allem der Unterricht bei Elisabeth Kadow viel Zeit in Anspruch. Maltechniken, Naturstudien, die Umsetzung von Malerei und Zeichnung in einen Textilentwurf waren ebenso Teil der Arbeit wie das Erarbeiten von Entwürfen zu konkreten Aufträgen aus der Industrie. Dazu kamen in der Druck- und Webgestaltung das Rapportzeichnen Farbstellungen und das Patronieren. Dinge, die heute mit Hilfe von Computerprogrammen erledigt werden. Nach vier Semestern wurden in allen Fächern von den acht Studierenden des Jahrgangs Abschlussprüfungen absolviert und Prüfungsmappen zu jedem Fachbereich beurteilt.

Für die 18 bis 21-jährigen Frauen in der Meisterklasse brachte in den frühen 60iger Jahren die Studiensituation eine bis dahin nie gehabte Selbstständigkeit. Sie wohnten einzeln in äußerst spartanisch möblierten Zimmern, in denen eine Elektroplatte zum Kochen diente. Es gab kein fließendes Wasser auf den Zimmern, sondern nur ein Waschbecken im Flur. Dazu ein unzulängliche Offenheizung und eine Toilette, die sich irgendwo weit weg im Haus befand. An den zwei freien Nachmittagen und samstags und teilweise in den Semesterferien gingen die jungen Frauen arbeiten, um sich den Lebensunterhalt oder auch eine Ferienreise zu verdienen. Gut in Erinnerung geblieben sind Irene de Navarro aus dieser Zeit aber auch die rauschenden Feste und der sehr gute Zusammenhalt untereinander und den daraus entstanden lebenslange Freundschaften.