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Online-Lehre international mit COIL FB08

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Lehrprojekt „Online-Lehre international mit COIL“
Martin Wenke (FB 08, Lehrgebiet Ökonomie, Ökologie und Ethik)

Herausforderung

Wie kann eine Zusammenarbeit von Lehrenden und Studierenden über Ländergrenzen hinweg und innerhalb eines gemeinsam entwickelten  und umgesetzten Lehr-Moduls zu einem sehr aktuellen Thema (gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen - CSR) funktionieren, ohne dass beide Gruppen reisen müssen?

Corporate Social Responsibility (CSR) ist spätestens nach der EU-Berichterstattungspflicht für große Unternehmen ab 2017 ein wichtiges europäisches Managementthema. Unternehmen müssen Kompetenzen und Fähigkeiten entwickeln, um sich diesen neuen Herausforderungen stellen zukönnen. Entsprechend werden neue kompetente und qualifizierte Fachkräfte benötigt. Für Lehrende eröffnet diese Entwicklung sowohl Herausforderungen als auch Möglichkeiten, neue Wege zu entwickeln, um über das Thema Nachhaltigkeit und CSR zu lehren. Für Wirtschaftsstudierende und angehende Fachkräfte ist es zum einen wichtig zu verstehen, wie Unternehmen ihre strategischen Ziele im gegenwärtigen Geschäftsumfeld priorisieren und wie sie ihre strategischen Planungsprozesse anpassen können, zum anderen müssen sie verstehen, wie in einem internationalen Team, in einem internationalen digitalisierten Arbeitsumfeld ein Austausch von Wissen stattfinden kann.

Lösung

Nutzung des COIL (Collaborative Online International Learning) Ansatzes unter Verwendung der Lehrmanagementsystems Moodle und weiterer dort integrierter Werkzeuge.

Mit dem Lehrinnovationsmodul CSR Online Module bieten drei Hochschulen internationalen Studierenden die Möglichkeit, sich auf ihre zukünftigen Berufe in einer digitalisierten Welt vorzubereiten. Das „Online Module CSR“ entwickelte die bestehende Lehrpraxis in zweierlei Hinsicht weiter: Zum einen wurde der internationale Aspekt von CSR durch die Kooperation mit den Partnern HAMK University of Applied Sciences (Finnland) und der Hochschule Bern (Schweiz) abgebildet, zum anderen „simulierte“ die ausschließlich online über das Lernmanagementsystem Moodle angebotene Lehre, die im modernen internationalen Management gängige virtuelle Kommunikationspraxis. In sechs Teams hatten die internationalen Studierenden die Möglichkeit, an virtuelle Besprechungen und Präsentationen in Adobe Connect teilzunehmen. Auch konnten die Studierenden in sogenannten „Coaching Sessions“ wöchentlich ein Coaching mit dem Supervisor des jeweiligen Blocks buchen. Die insgesamt drei Blöcke zu je vier Wochen wurden jeweils von einem Professor einer Hochschule geleitet. Innerhalb dieser Wochen mussten die Studierenden wöchentlich Einzelund Gruppenarbeiten anfertigen und einreichen. Die Blöcke waren dabei thematisch inhaltlich gegliedert und sachlogisch entsprechend der regelmäßigen CSR-Strategieentwicklung und –umsetzung aufeinander bezogen:

CSR-Strategie: HAMK, FIN
CSR-Management: Hochschule Niederrhein, D
CSR und Konsumentenverhalten: Hochschule Bern, CH.

Vorteile

  • Lehrende und Studierende kooperieren ausschließlich online zu einem vereinbarten Thema (aus dem Bereich Corporate Social Responsibility) in international gemischten Projektgruppen, zu (tw. flexibel) vereinbarten Zeiten ohne die Notwendigkeit zu reisen.
  • Sie sammeln Erfahrungen zur Online-Kollaboration in internationalen Projektteams, wie sie auch regelmäßig im Businessbereich umgesetzt wird.
  • Das sogenannte Computer Supported Collaborative Learning (CSCL) hat als didaktische Methode das Lernen in Gruppen technologisch unterstützt. Studierende der beteiligten Hochschulen lernen auf diese Weise das komplexe Thema CSR für die unterschiedlichen Managementaspekte einzuordnen, die entsprechenden strategischen und operativen Ziele abzuleiten und deren Umsetzbarkeit zu beurteilen. Darüber hinaus lernen sie, konkrete Anwendungsszenarien zu entwickeln und machten Erfahrungen ähnlich strukturierter Projektkollaborationen in internationalen Teams, wie sie auch in zukünftigen Berufen der Studierenden gelebt werden. Dabei stellen sich die Studierenden in der Gruppenarbeit Herausforderungen wie unterschiedliche Sprachen und Arbeitskulturen bzw. Vorgehensweisen.


Details

  • Eine Projektgruppe aus 3 Lehrenden (HN, HAMK (FIN), HS Bern (CH)), einer wiss. MA digitaLe, HN und 3 Masterstudierenden hat das Konzept zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 entwickelt. In der Zeit Februar bis April 2019 wurde der Modul-Pilot durchgeführt. Im Sommer 2019 wurden Anpassungen des Moduls diskutiert und im WS19/20 in den 3 beteiligten Hochschulen erstmals curricular umgesetzt.
  • Das Modul ist in den BA-Studiengang Betriebswirtschaft (BBW) als Wahlpflichtveranstaltung über 2 Wahlfenster im selben Semester mit insgesamt 10 cp eingebettet. Es wird regelmäßig über 12 Wochen online durchgeführt, nach weiteren 2 Wochen erfolgen die Abschlusspräsentation und die Abgabe der am Ende zu erstellenden Hausarbeit. Das Modul ist für insgesamt 30 Studierende (je 10 aus den beteiligten Hochschulen) ausgelegt.


Lehr-/Lernmethoden bzw. digitale Medien

  • Neben Moodle als Lernmanagementsystem werden eine Reihe der dort anlegbaren Instrumente und Links genutzt. Die Zwischen- und Endpräsentationen sowie die in der Zwischenzeit angebotenen Coaching-Sessions werden über AdobeConnect organisiert. Schließlich werden unterschiedliche Aufgabentools, solche für die Gruppen-interne Kommunikation oder aber die Aufnahme von Screencasts verwendet.


Stolpersteine

  • Hoher Workload, gerade bei der Entwicklung und Erstimplementierung;
  •  technische Hindernisse, gerade auch bei der Bewältigung internationaler Studierendengruppen (Eischreibemodus und Hosting der Lehrplattform);
  • Verlässlichkeit der beteiligten Kolleginnen/Kollegen; Unterstützung durch die Institution (beide vorgenannten Aspekte in diesem Modul absolut kein Problem!);
  • „Lerneffizienzideen“ bei einigen Studierenden, Suche nach Möglichkeiten, sich als Trittbrettfahren und Wegducker zu gerieren oder gar negative Gruppendynamiken auszulösen.
  • unterschiedliche Semesterzeiträumen der drei Partnerhochschulen
  • Organisation des „boarding“ der Gaststudierenden auf das Lernmanagementsystem Moodle und der damit einhergehenden Koordination der Gruppen. Während des laufenden Moduls stellte sich vor allem die gruppeninterne Kooperation als Herausforderung für die Studierenden dar.


Empfehlung

  • Für eine gelungene Umsetzung der Idee hat sich der Pilot als extrem nützlich erwiesen. Insbesondere die hier gewonnenen Erfahrungen sowie die systematische Erfassung der studentischen Rückmeldungen haben dazu geführt, dass grundsätzliche Stolpersteine (s.o.) frühzeitig weggeräumt werden konnten.
  •  Darüber hinaus sollte der Aufwand für Vorbereitung, aktive Begleitung/Monitoring sowie Aktualisierung der Materialien im Rahmen solcher Online-Module nicht unterschätzt werden.
  • Schließlich sind die Herausforderungen gruppeninterner Dispute gerade bei internationalen Studierendengruppen sowie die Möglichkeiten des „hiding“ hinter den persönlichen Icons anzunehmen und möglichst klare Regeln des Umgangs hiermit vorab zu formulieren.
  • Wahl verlässlicher, belastbarer und flexibler Kolleginnen/Kollegen
  • für ein Online Modul sollte ein ausreichendes Zeitbudget für die Planungsphase (inhaltliche Struktur, Lehr- und Lernmethoden, „Technik“, notwendige Materialien) eingeplant werden.
  • Online-Aufgaben sollten nicht zu umfangreich und die notwendige Bearbeitungszeit der Studierenden großzügig geplant werden.
  • Darüber hinaus sollte ein direktes persönliches Coaching der Studierenden in den beteiligten Hochschulen vor Ort vorgesehen werden.


Beteiligt

Sabine Hoffmann, wiss. digitaLe (HN), Prof. Dr. Marie Brechbühler Pésková (HS Bern, CH), Dr. Iris Humala (HAMK University of. Appl. Sciences, FIN)

Links/Hinweise

Infos zum COIL-Ansatz: onlineinternationallearning.org/about/ oder www.youtube.com/watch

Brechbühler Pešková, Marie; Sabine Hoffmann, Iris Humala, Martin Wenke (2019): International Online Module CSR (BA) – Strategy, Management and Consumer Behaviour (2019). Paper presented at the Conference “ACCELERATING THE IMPLEMENTATION OF SUSTAINABLE DEVELOPMENT IN THE CURRICULUM”, Stockholm, Sweden 10th-11th September 2019

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