Mein Auslandssemester
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Weihnachtsmann

Nadine - FB 02 - Rovaniemi/Finnland

Nadine hat ein Semester am Polarkreis verbracht und es hat ihr unglaublich gut gefallen - trotz der Kälte.

Zu Beginn möchte ich jedem ein Auslandssemester ans Herz legen. Es ist eine Erfahrung fürs Le­ben. Man nimmt so viel mit und entwickelt sich in jeglicher Hinsicht weiter, was für den späteren Le­bensweg nur von Vorteil sein kann! Man knüpft Kontakte über die ganze Welt und lernt ganz andere Sichtweisen kennen.

 

Zunächst war mir nicht wirklich klar, wo meine Reise hingehen sollte. Mir war nur klar, dass ich die Chance ein Auslandssemester zu machen nutzen will. Nachdem ich mir die Partner Universitäten der HS Niederrhein angeschaut habe, habe ich mich für drei Unis in Norwegen, Österreich und Finnland beworben. Ich wollte sicher sein, auf jedenfall an einer der Universitäten angenommen zu werden und am Ende nicht mit leeren Händen darzustehen.

 

Das Bewerbungsverfahren ist bei allen Unis ähnlich, lediglich Dinge die das Portfolio betreffen kön­nen sich unterscheiden, wie beispielsweise den Prozess eines Projektes detailierter zu beschreiben und Zwischenschritte aufzuzeigen (das war bei Österreich der Fall). Der Rest besteht aus einem CV, dem Transcript of Records, und einem „motivation letter“. Bei dem „motivation letter“ ist es wichtig den Bezug zu der Uni herzustellen bei der man sich bewirbt und gegebenenfalls auf Kursangebote einzugehen. Man muss verdeutlichen warum man genau diese Uni ausgewählt hat, da es genug Bewerber und Bewerberinnen gibt.

 

Meine Wahl fiel am Ende auf die University of Lapland in Rovaniemi, Finnland. Rovaniemi liegt direkt am Polarkreis und hat mich in allen Hinsichten beeindruck. Das Leben dort ist ein total anderes. Alles viel entspannter und gelassener. Keine Menschenmassen. Man ist umgeben von einer atemberau­benden Natur.

 

Anfang Januar können dort bis zu -35 Grad herrschen, was mich vor meiner Ankunft wirklich verun­sichert hat. Ich stellte mir die Fragen „Wie soll ich das überleben?“ „Kann man dort überhaupt leben, ohne dass einem die Nase abfällt?“. Und ich muss sagen, teilweise war es wirklich hart die Kälte durchzustehen, vor allem wenn man mit dem Fahrrad zur Uni fährt, welche 4km entfernt ist. Ich habe mich demnach vor meiner Anreise mit diverser Thermo-/Funktionsunterwäsche, Skisocken, Skiho­sen, guten Handschuhen und ähnlichem ausgestattet.

 

Das Wohnheim, in dem die meisten Auslandsstudenten untergebracht werden heißt Kuntotie. Die­ses ist 45 Minuten zu Fuß und ca. 17 Minuten mit dem Fahrrad von der Uni entfernt. Es war eine große Herausforderung durch 20cm (oder mehr) hohen Schnee mit dem Fahrrad zu fahren, aber es ist machbar und über die Monate hinweg wird auch der Schnee weniger (Ende Mai ist so gut wie kein Schnee mehr vorhanden). Ich habe in einer 2er WG gewohnt. In meinem Zimmer war ein Bett (ohne Bezüge, Kissen und Decke), ein Schreibtisch und ein Schreibtischstuhl vorhanden. Dinge wie Vorhänge oder auch Küchenutensilien muss man sich alles selbst kaufen. Ich habe mir bevor ich an­gereist bin ein „survival package“ von einer vorherigen Studentin gekauft, welches sie bei einer ihrer Freundinnen hinterlassen hat. Darin enthalten waren ein Fahrrad, Küchenutensilien, Putzzeug und diverse andere Sachen. Für alles habe ich 120 € gezahlt. Im nachhinein kann ich aber empfehlen, den „recycling room“ in Kuntotie zu besuchen. Dieser wird zu bestimmten Zeiten von den Tutoren geöffnet und man kann diverse Dinge for free erhalten. Ein Fahrrad ist meiner Ansicht nach aber unumgänglich. Es ist so viel einfacher die Stadt zu erreichen oder einkaufen zu gehen. Möchte man jedoch kein Fahrrad gibt es die Möglichkeit sich ein Busticket zuzulegen. Dieses kostet um die 33 € im Monat.

 

Zunächst war ich enttäuscht, dass alle Auslandsstudenten zusammen wohnen und man kaum die Gelegenheit hat Finnen kennenzulernen. Am Ende muss ich jedoch sagen, dass es das Beste war, was mir passieren konnte. Ich habe nun Kontakte über die ganze Welt und das Leben dort war wie eine große Familie. Dieses Gemeinschaftsgefühl, welches sich dort entwickelt ist unbeschreiblich. Möchte man jedoch einen engeren Kontakt zu Finnen aufbauen bietet die University of Lapland ein „finnish friend program“ an, bei welchem einem eine Familie oder einzelne Personen zugeteilt wer­den, die man dann regelmäßig trifft.

 

Dunkelheit ist ein großer Bestandteil von dem Leben in Rovaniemi. Zu Anfang hatte ich große Pro­bleme mit meiner Müdigkeit, aber auch an das kann man sich gewöhnen. Mir persönlich hat es gut gefallen, dass es von Tag zu Tag durchschnittlich 6 Minuten länger hell wurde. Mitte Mai ist es dann schon fast durchgehend hell, was teilweise auch sehr verwirrend war und das Zeitgefühl komplett zerstört :).

 

Die University of Lapland ist im Vergleich zu unserer HS Niederrhein sehr groß und alle Fakultäten (Design, Soziale Arbeit, Jura, Business und Arctic Studies) sind in einem gemeinsamen Gebäude. Die gesamte Einrichtung der Uni ist beeindruckend, modern und man fühlt sich einfach nur wohl dort. Jeden Tag gibt es dort etwas neues zu entdecken, sei es Ausstellungen, Aufführungen oder ähnliches. Es ist eine der schönsten Universitäten, die ich jemals gesehen habe. Auch die verschie­denen Kantinen dort sind super modern gestaltet und das Essen (2,60€) war sehr abwechslungs­reich.

 

Die erste Woche an der Uni ist die Einführungswoche, an der ich sehr empfehle teilzunehmen. Hier werden alle wichtigen Informationen weitergegeben die das studieren und auch das Leben dort betreffen. Für eine bessere Orientierung bekommt man einen persönlichen Tutor zugewiesen. Mit diesem nimmt man aber schon vor seiner Anreise Kontakt auf, um die Schlüsselübergabe der Woh­nung abzuklären. Mit etwas Glück hat man dann schonmal seine erste Freundin oder seinen ersten Freund gefunden.

 

Die ULapland hat ein sehr großes Online-System und eine dazugehöroge App „tuudo“, in welcher man einen Überblick über seinen Stundenplan, anfallende Examen oder auch Noten und Credits be­kommt.

 

Die Kursstruktur ist anders als bei uns and der HS Niederrhein. Es gibt keinen strikten Wochenplan. Jede Woche ist neu und anders eingeteilt, sodass man einen Kurs mal den ganzen Tag hat, eine Woche lang garnicht oder mehrmals die Woche für 3 Stunden. Mir hat dieses Kurssystem sehr gut gefallen, da man dadurch genug Zeit hatte zu reisen oder Lapland zu erkunden. Die Prüfungen sind ähnlich wie bei uns, man hat ein Projekt und muss es am Ende präsentieren. Somit kann man sich die Zeit größtenteils auch selber einteilen. Die Hochschule selbst bietet auch Fahrten nach Schwe­den, Russland oder Norwegen an. Es ist jedoch meistens günstiger sich selbst ein Auto zu mieten mit 4-5 Personen und sich die Kosten zu teilen. Ich habe so viel neues entdecken und erleben kön­nen, was ich mir vorher nicht erträumt hätte.

 

Das gesamte Auslandssemester, mit Reisen nach Stockholm, Tromso, Lofoten, Nesna, Luroy, So­dankylä uvm hat mich um die ca. 5000 € gekostet, was monatlich durch Erasmus unterstützt wird und man kann sich früh genug um Stipendien kümmern oder das Auslandsbafoeg beantragen. Man sollte sich also nicht von den Kosten abschrecken lassen. Es ist jeden Cent wert!

 

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte und bin mehr als froh in Rovaniemi gelandet zu sein. Viele Leute konnten mich vorher nicht verstehen, warum ich einen der kältesten Orte gewählt habe, aber Rovaniemi hat mein Herz erwärmt. Es ist eine wundervolle Stadt und ich habe durch Erasmus so viele tolle Leute kennengelernt. Ich werde immer gerne an diese Zeit zu­rückdenken. Sie hat mich positiv geprägt und meine Liebe zu den nordischen Ländern geweckt.