Mein Auslandssemester
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Marmorbrücke in Pushkin

Alwina - FB 01 - St. Petersburg/Russland

Alwina aus dem Fachbereich Chemie hat ein Semester in St. Petersburg studiert und war begeistert!! Hier könnt ihr lesen, warum es ihr so gut gefallen hat.

Russland ist, man kann sagen, meine Heimat. Geboren bin ich zwar in Kasachstan, aber während der Perestroika, als ich fünf Jahre alt war, sind wir nach Russland, Wladiwostok umgezogen. Mit zehn Jahren bin ich mit meiner Familie nach Deutschland immigriert. Den Großteil meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht, hier die Schule beendet und das Studium angefangen. Trotzdem interessierte es mich brennend, wie es sich wohl momentan in Russland lebt und lernt. In meiner Erinnerung ist es die schönste Zeit meines Lebens - verbunden mit dem Gefühl von Freiheit und Sorgenlosigkeit. So habe ich den Entschluss gefasst, ein Auslandssemester an der Staatlichen Universität für Technologie und Design in St. Petersburg, Russland zu verbringen und dieses Land nicht mehr mit den Augen eines Kindes sondern denen eines Studenten zu erleben.

 

Ich habe mich an der Hochschule Niederrhein, Campus Süd bei Frau Blankenhagel informiert. Die Bewerbung war unproblematisch, nur mit dem Erstellen des Lehrplans und dem Learning Agreement gab es Probleme von Seiten meines betreuenden Professors, die am Ende aber geklärt werden konnten.

 

An 23. Februar war es endlich soweit und ich stand mit meinem Koffer und einem Rucksack am Flughafen Pulkovo in St. Petersburg. Abgeholt wurde ich von meiner Tutorin, die mir von der Universität in Russland zugeteilt wurde. Sie wollte gerne die deutsche Sprache lernen und ich konnte perfekt Russisch.

 

Vom Flughafen aus sind wir zum Studentenwohnheim gefahren, um den Koffer abzulegen und die Schlüssel für mein Zimmer zu kriegen. Anschließend sind wir zur Universität gefahren. Die nächsten Tage mussten wir viele unterschiedliche Behörden besuchen. Allgemein sollte man sich darauf einstellen in der Stadt viel zu laufen. Die Entfernungen in St. Petersburg sind relativ groß und das Stadtzentrum breit gefächert. So ist man zu Fuß viel schneller unterwegs.

 

Studieren durfte ich mit den russischen Studenten und nach ihrem Lehrplan, da ich die Sprache perfekt beherrsche. Die Vorlesungen waren genauso wie in Deutschland, außerdem hatte ich Übungen und Praktika. Alle Prüfungen waren mündlich, wie es in Russland üblich ist.

Die anderen internationalen Studenten konnten kein Russisch. Für sie wurden extra Kurse auf Englisch angeboten. Teilweise durften sie Kurse zusammen mit den russischen Studenten besuchen, dabei wurde für sie extra ein Übersetzer zur Verfügung gestellt. Zusätzlich war für sie auf dem Lehrplan Russischunterricht vorgesehen.

 

Ich habe zusammen mit den internationalen Studenten im Wohnheim eine separate WG bekommen. Zu den russischen Bewohnern hat man kaum Kontakt. Das Wohnheim liegt ziemlich weit am Stadtrand. Um zum Hauptgebäude der Universität direkt am Newski-Prospekt zu kommen, musste man ca. 1 Stunde und 10 Minuten einplanen. Allgemein ist das Zeitgefühl in Russland ganz anders. Die Universität fängt erst gegen 10 Uhr morgens an und endet gegen 17 oder 18 Uhr. Die meisten Geschäfte öffnen genauso, schließen aber erst gegen 21 oder 22 Uhr. Aber die Türen des Wohnheims werden um 1 Uhr nachts vom Pförtner geschlossen und wieder geöffnet um 6 Uhr morgens. Wenn man nachts ausgehen will, dann auch wirklich für die bis zum Morgen. Die Metro ist nachts auch geschlossen. Man kann zwar mit dem Taxi nach Hause kommen - es ist sehr günstig, 40 Minuten Fahrt kosten ca. 8€ - aber nachts öffnen die Brücken. Somit sitzt man auf einer der Inseln fest.

 

Die Stadt St. Petersburg ist am Delta des Flusses Newa angesiedelt. Der nördliche Teil der Stadt besteht aus mehreren Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Die Stadt ist im Vergleich zu den großen europäischen Städten sehr jung. Trotzdem ist sie voller Kultur und Sehenswürdigkeit. Es gibt so viele Denkmäler, Museen, Theater und kulturelle Veranstaltungen, dass man wirklich ganz vom Anfang des Auslandssemesters sich dafür interessieren sollte. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind der riesige Schlossplatz mit der Ermitage (Kunstmuseum), dem Generalstabgebäude und der Alexandersäule im Zentrum.

 

Genauso bekannt ist die Admiralität, die Isaakskathedrale, die Auferstehungskirche und die Peter-und-Paulus Festung. Für Studenten ist der Eintritt bei vielen Museen kostenlos oder stark vergünstigt. Auch für viele kulturelle Veranstaltungen gibt es großzügigen Studentenrabatt. In St. Petersburg sind auch viele weltberühmte Theater zu Hause. Fast jedes Wochenende kann man im Theater, in der Kapelle, in der Kirche, im Konservatorium oder in der Philharmonie Konzerte besuchen und noch dazu unglaublich günstig. Wenn das Wetter in St. Petersburg lacht, was nicht so oft passiert, dann geht die ganze Stadt auf die Straßen.

 

Eigentlich war ich die ganze Zeit mit den internationalen Studenten, mit denen ich im Wohnheim gelebt habe, unterwegs. Sie sind auch neu in der Stadt und man macht zusammen viel Sightseeing. Ich habe auch vieles mit den russischen Studenten aus meiner Gruppe unternommen, aber eben nichts kulturelles, da es für sie alles schon bekannt ist und sie nie Geld haben.

 

Außerdem haben wir zusammen über das Wochenende Moskau besucht. Für die Europäer ist alles relativ günstig in Russland, da im Moment der Rubel schwach ist und im Land eine richtige finanzielle Krise herrscht.

 

Der 9. Mai ist in Russland der wichtigste Nationalfeiertag, der Tag des Sieges. An diesem Tag gibt es ein großen Programm und eine Militärparade. Der Newski Prospekt (achtspurige Hauptstraße) wird komplett gesperrt und für Fußgänger geöffnet. So eine große Menschenmenge habe ich noch nie gesehen, nicht mal beim Karnevalszug mitten in der Kölner Innenstadt. Es war ein nationales Erlebnis mit einer wunderbaren, fröhlichen und feierlichen Stimmung. Auch das Öffnen der Brücken nachts mit den weißen Nächten im Hintergrund ist einfach magisch und ein großes Spektakel. Sogar mitten in der Woche, nachts um viertel von eins stehen entlang der Flusspromenade viele Menschen um dieses Schauspiel zu beobachten.

 

Ich habe auch sehr gute Freunde in dieser Zeit gewonnen, die jetzt zwar am anderen Ende von Europa leben, mit denen ich aber noch immer viel Kontakt habe und schöne Erinnerungen teile. Diese vier Monate waren eine grandiose Erfahrung für mich. Dieses Land und diese Stadt waren die richtigen Entscheidungen für mich. Und jetzt kann ich ohne Zweifel sagen, dass zu meinen alten Kindheitserinnerungen neue und genau so freudige Erinnerungen an Russland und St. Petersburg gekommen sind.

 

Bilder: Marianna Carazzai

 

Anmerkung des International Office

Die "St. Petersburg State University of Industrial Technologies and Design" ist eine Partnerhochschule der Hochschule Niederrhein. Studierende können dort ein Auslandssemester absolvieren und müssen keine Studiengebühren bezahlen. Es gibt ein "International Semester" mit englischsprachigen Vorlesungen; alternativ können auch russische Lehrveranstaltungen besucht werden. Vorrangig geeignet für Studierende der Fachbereiche 01, 02, 03, 04, 07, 08 und 09.