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Hochschulpräsident von Grünberg war Mit-Ausrichter der Transferkonferenz.

Hochschulen werden Treiber im regionalen Innovationsprozess

Im Transformationsprozess der deutschen Wirtschaft ändert sich die Rolle der Hochschulen drastisch. Ihnen kommt verstärkt die Rolle eines Moderators und Treibers im Innovationsprozess zu. Dies können sie besser als andere Organisationen leisten, weil sie per se interdisziplinär arbeiten, als objektive und ehrliche Makler ohne eigene Geschäftsinteressen agieren und innovationsorientiert sind.

Dies sind wesentliche Erkenntnisse der vierten Berliner Transferkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand, die an diesem Mittwoch in der Brandenburger Landesvertretung stattfand. Experten und Entscheider aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft waren zusammengekommen, um darüber zu diskutieren, wie Hochschulen strukturschwachen Regionen helfen können. Unter ihnen der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung Professor Wolf-Dieter Lukas sowie die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Manja Schüle.

Wesentlich ging es dabei um die Frage, wie sich Hochschulen stärken lassen, um ihre Potentiale für die Regionen besser zu nutzen. Dazu müssten Fördersysteme verbessert und die neue Mission der Hochschulen gesellschaftlich anerkannt werden. Gelinge dies, könnten die Hochschulen ihre Rolle als „ehrliche Makler“ im Innovationsprozess forcieren, wozu sie durch ihre interdisziplinäre und nicht gewinnorientierte Ausrichtung prädestiniert seien, sagte die Bildungsberaterin Dr. Sybille Reichert.

Aus Dortmund kamen anregende Beispiele: So erwirtschaftet das TechnologieZentrumDortmund, 1980 als Maßnahme gegen den Strukturwandel gegründet, heute einen Jahresumsatz von 920 Millionen Euro. Ein Erfolgsmodell bei dem die Dortmunder Hochschulen eine wesentliche Rolle spielen, berichtete Guido Baranowski.

Auch das Thema Neugründungen von Hochschulen wurde diskutiert. Professor Klaus Zeppenfeld, Gründer und Präsident der 2008 gegründeten Hochschule Hamm-Lippstadt, berichtete vom positiven ökonomischen Impact einer Hochschule in einer strukturschwachen Region. Andererseits sind zwischen 1990 und 2016 die Zahl der Hochschulstandorte bereits um 167 Prozent gestiegen – eine Zahl, die Dr. Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist für Unternehmen am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, in die Debatte warf. Bestehende Hochschulen wie die TH Brandenburg oder die Hochschule Magdeburg sind dazu übergegangen, Präsenzstandorte in weiteren Städten der Region zu gründen, um auf diese Weise ein regionales Netzwerk zu etablieren.

Hauptforderung der Hochschulallianz für den Mittelstand ist seit Jahren die Einrichtung einer Deutschen Transfergemeinschaft (DTG). Während Ministerin Manja Schüle (SPD) oder Dr. Thomas Sattelberger (FDP) sich offen für diesen Vorschlag aussprachen, ließ Dr. Stefan Kaufmann (CDU) eine „gewisse Grundsympathie“ erkennen. Bundesministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich vor Monaten gegen eine solche Gründung ausgesprochen.

Klar ist: Die Möglichkeiten der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), insbesondere Regionen mit Entwicklungsrückstand zu stärken, müssen ausgebaut werden. Eine DTG könnte dafür sorgen, dass HAW im Bereich Transfer stärker gefördert werden. Und zwar auf ähnliche Weise wie Universitäten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). „Wir werden ein Förderprogramm aufsetzen, in dem der Transfer eine wesentliche Bedeutung hat“, kündigte Staatssekretär Lukas an.

Hochschulallianz-Vorsitzender Hans-Hennig von Grünberg regte an, den Hochschulen mehr Spielraum bei der Regelung der Lehrdeputate zu geben. „Wir müssen unsere forschungsaffinen Lehrenden in die Lage versetzen, mehr Anträge zu schreiben, mehr Zeit für Forschung zu haben und mehr Zeit, sich mit den Problemen der Unternehmen in ihrer Region auseinanderzusetzen.“ Die derzeitige Regelung erlaube den Hochschulen nur eine geringe Ermäßigung der Lehrverpflichtung, die bei 18 Semesterwochenstunden liegt.

Bestehende Hochschulen stärken, Kooperationen auf mehreren Ebenen anbahnen, Strategien für Wissenstransfer und regionalökonomische Maßnahmen koordinieren: Das sind die wesentlichen Erkenntnisse der vierten Berliner Transferkonferenz. Die Diskussion über die Zukunft des Transfers von Wissen und Technologien ist noch nicht beendet.