Mit einem Tabuthema hat sich Thomas Kwasniewski in seiner Abschlussarbeit am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein beschäftigt und damit den Preis des Fördervereins erhalten. Er beschäftigte sich mit der „Pädagogischen Unterstützung sexuell viktimisierter Kinder und Jugendlicher in der Heimunterbringung“. Der Preis wurde im Rahmen der Fachtagung „Umgang mit Chronizität und Arbeitslosigkeit – Was leistet Soziale Arbeit in Mönchengladbach“ überreicht.
Laudatorin Hedi Bylicki lobte den Mut des Absolventen Thomas Kwasniewski, sich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen. Der Preisträger selbst war nicht anwesend, sondern wurde per Videokonferenz von seinem Urlaubsort zugeschaltet. Derzeit befindet er sich bereits in Los Angeles, wo der Bachelorabsolvent der Hochschule Niederrhein ein Auslandsstipendium antritt.
Kwasniewski beschäftigte sich in der Arbeit mit der Frage, welche Bedingungen Kinder und Jugendliche, die sexuelle Gewalt als eine Form der Kindeswohlgefährdung erlebt haben, in stationären Heimen wirksam unterstützen können. Außerdem untersuchte er, inwieweit diese in der Praxis vorgefunden oder hergestellt werden können. Ziel war es, den Heimerziehungsauftrag zu optimieren, um einen Ort für Betroffene zu schaffen, an dem sie ihre Erfahrungen verarbeiten und sich positiv entwickeln können.
Der Student kam zum Ergebnis, dass bei der pädagogischen Unterstützung von Opfern sexueller Gewalt in der Heimerziehung Handlungskompetenzen der Fachkräfte im Umgang mit Traumata fehlen. Zudem analysierte er, was Betroffene benötigen, um eine günstige Entwicklung zu nehmen. Mit Blick auf die Professionalität der pädagogischen Fachkräfte stellt er zwei zentrale Konzepte für die pädagogische Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen heraus.
Thomas Kwasniewski zeigte nicht nur auf, wie komplex und vielschichtig das Thema ist, sondern trug auch zu einer weiteren Enttabuisierung des Themengebiets bei. Der Verein zur Förderung des Fachbereichs Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach verleiht jedes Jahr einen Preis an die beste Abschlussarbeit. Dieser ist mit 500 Euro dotiert. Die Fachtagung wurde vom Förderverein und vom Fachbereich Sozialwesen gemeinsam organisiert.