Viersen-Dülken, Krefeld-Süd und Alt-Mönchengladbach: Das sind Stadtteile, die mit mehr oder weniger ähnlichen Problemen kämpfen. Geschäfte sind wegen des boomenden Online-Handels oder der Verlagerung in größere Zentren nicht mehr rentabel und müssen schließen. Benachbarte Läden stehen plötzlich alleine und bekommen weniger Laufkundschaft. Früher boomende Einkaufsstraßen verlieren ihre bisherige Funktion.
Die Forschungsinstitute NIERS und SOCON der Hochschule Niederrhein arbeiten gemeinsam daran, die lokale Ökonomie zu stärken – und zwar ganz konkret in den benannten Stadtteilen Viersen-Dülken, Alt-Mönchengladbach und Krefeld-Süd. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wollen mit den dortigen Akteuren ins Gespräch kommen, bereits aktive Initiativen gezielt stärken und unterstützen. Die anwendungsnahe Arbeit der Projektmitarbeiter und -mitarbeiterinnen vor Ort wird durch ein wissenschaftlich arbeitendes Back-Office unterstützt. Dies soll in einem weiteren Schritt zur Gründung eines Kompetenzzentrums „Lokale Ökonomien am Niederrhein“ führen.
„Wir setzen in diesem Projekt verstärkt auf Transformationsforschung“, sagt Professor Dr. Rüdiger Hamm, Leiter des Instituts NIERS der Hochschule Niederrhein. Das heißt: Die Erfahrungen vor Ort sollen gesammelt und analysiert werden und nicht nur den betroffenen Quartieren zu Gute kommen, sondern sie sollen auch in ein Kompetenzzentrum einfließen, wo „Systemwissen“ zur lokalen Ökonomie gesammelt wird und ein regelmäßiger regionaler Erfahrungsaustausch organisiert wird. „Dieses Kompetenzzentrum soll über die dreijährige Förderperiode hinaus als selbsttragende Struktur dauerhaft für die Region tätig sein“, sagt Dr. Ann Marie Krewer, Leiterin des Instituts SO.CON.
Die beteiligten Städte Mönchengladbach, Viersen und Krefeld sowie Wirtschaftsförderer, IHK und Kreishandwerkerschaften haben bereits Letters of Intent unterzeichnet, in denen sie sich bereit erklären, das Projekt formal zu unterstützen. Dabei geht es etwa darum, Ansprechpartner zu benennen oder Kontakte herzustellen. Ein wesentliches Projektziel ist es, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort das Projekt anzugehen und permanent mit ihnen im Austausch zu stehen.
In das Projekt fließt die Erfahrung der beiden Forschungsinstitute aus drei ähnlich gelagerten Projekten ein: In Leverkusen-Rheindorf, Solingen-Nordstadt und Viersen-Süd ging es ebenfalls darum, lokale Standorte, die unter Geschäftsschließungen litten, unter Einbeziehung der verbliebenen Geschäftsleute, bzw. der Anwohner und Anwohnerinnen wieder nach vorne zu bringen. Diese sogenannten BIWAQ-Projekte wurden vom Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ finanziert.
Das Projekt mit dem Namen „Ökonomische Nebenschauplätze im Funktionswandel stärken - Aufbau eines regionalen Kompetenzzentrum Lokale Ökonomien am Niederrhein“ startete zum 1. Dezember 2019, hat eine Laufzeit von knapp drei Jahren und wird mit 1,2 Millionen Euro durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2020 „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung (ANBest-EFRE) unterstützt. In den Hochschul-Instituten NIERS und SO.CON arbeiten insgesamt fünf wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Projekt.