Mönchengladbach, 25. April. Nichts illustriert den wirtschaftlichen Abstieg eines Stadtteils so sehr wie leerstehende Geschäfte. In der Viersener Südstadt wird daher intensiv an der Zwischennutzung und Vermittlung von leerstehenden Verkaufsflächen gearbeitet. Freie Flächen werden etwa als Ausstellungsräume genutzt oder benachbarte Unternehmen finden hier zusätzliche Ausstellungsfläche. Auf diese Weise werden diese Bereiche kurzfristig verschönert und sollen langfristig eine neue Nutzung finden.
Wie kann man Stadtteile voranbringen? Wie verhindern, dass sich ganze Bezirke von der lokalen Ökonomie abkoppeln? Um diese und ähnliche Fragen ging es beim 11. Regionalökonomischen Forum der Hochschule Niederrhein. Veranstalter waren die Forschungsinstitute NIERS (Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung) und SO.CON (Social Concepts). Die Viersener Südstadt, wo seit Beginn des Jahres 2012 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beiden Institute dabei sind, den Stadtteil zu analysieren und ökonomisch zu stärken, dient dabei als ganz konkretes Fallbeispiel.
Denn darin waren sich Theoretiker und Praktiker einig: Der ökonomische Verfall von Stadtteilen kann gestoppt werden – wenn sich Menschen finden, die gemeinsam etwas erreichen wollen und ein starkes Netzwerk aufbauen. Diesen Gedanken brachte Prof. Klaus Wermker, ehemals Leiter der Stadtentwicklung Essen und einer der Mitbegründer des „Essener Konsens“, den Zuhörern und Zuhörerinnen zu Beginn des Forums nahe.
Was in Essen-Katernberg gelungen ist – nämlich die deutliche Erhöhung der Lebens- und Standortqualität durch eine Initiative, die hauptsächlich von lokalen Eliten angetrieben wurde – steht in der Viersener Südstadt noch bevor. Aber es gibt erste Anzeichen, dass das vom Europäischen Sozialfonds finanzierte Projekt im Rahmen des Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (BIWAQ) Erfolg hat. „Die Unternehmer der Südstadt arbeiten miteinander, es gibt dort einen breiten Konsens über die Ziele“, hat Iris Kater erkannt, die als Unternehmerin selbst in der Südstadt tätig ist.
Auf dem Forum wurde die Verknüpfung von sozialem und ökonomischem Handeln gefordert. „Lokale Ökonomie ist die Grundlage, um Stadtteile wieder beleben zu können“, sagte Andree Haack von der IHK Mittlerer Niederrhein. Das konnten Leif Lüpertz und Katja Keggenhoff bestätigen. Die beiden jungen Wissenschaftler treiben das Projekt Viersener Südstadt voran, indem es zunächst darum ging, die sozio-ökonomische Situation vor Ort zu analysieren und darauf basierend Handlungsfelder zu definieren. Die nächsten Schritte sind unter anderem die weitere Etablierung einer gemeinschaftlichen Werbung der Fachhändler (viersen-suedstadt.de/) sowie eine Seniorenbefragung in der Viersener Südstadt.
Das BIWAQ-Projekt in der Viersener Südstadt läuft noch bis Ende dieses Jahres. Entscheidend ist daher, dass die von den beteiligten Partnern angestoßenen Maßnahmen nachhaltig sind und nach dem Auslaufen der Finanzierung fortgeführt werden. Die Frage, wie sich „Problem-Stadtteile“ nachhaltig entwickeln können, wird auch danach nicht an Relevanz verlieren.
Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule Niederrhein, Tel.: 02151 822 3610; E-Mail: christian.sonntag@hs-niederrhein.de
Autor: Christian Sonntag