Foto: Markus Rick/rimapress
Niklas Roßbach hat 2015 mit dem Studiengang „Handwerksmanagement“ begonnen. Der beinhaltet die Ausbildung, den Bachelor und den Meister.
Die Zunft der Handwerker hat es schwer, Nachwuchs ist rar. Besonders Abiturienten ziehen die Hochschule einer Arbeit vor, die nicht selten mit Händen und Füßen ausgeführt wird. Ein trialer Studiengang soll diese Lücke füllen. In Mönchengladbach startete 2015 der Studiengang Handwerksmanagement, der Ausbildung, Bachelorstudium und Meisterlehrgang vereint. Niklas Roßbach (23) ist einer der ersten, die damit begonnen haben. Roßbach hat im elterlichen Betrieb den Beruf des Anlagenmechanikers erlernt.
Eines wird schnell klar: Einfach ist das Studium nicht. „Wir waren zwölf Leute, als wir angefangen haben. Jetzt sind wir noch vier“, sagt Roßbach. Alle vier sind Abiturienten, obwohl auch eine abgeschlossene Ausbildung reicht. Die würde das Arbeitspensum vielleicht sogar reduzieren. Denn zusätzlich zur Zeit im Unternehmen kommen der Unterricht in der Berufsschule, die Vorlesungen im Hörsaal und die Prüfungen in der Meisterschule. Die Regelstudienzeit ist mit gerade einmal fünf Jahren veranschlagt, obwohl eine Vollzeitausbildung und ein Bachelorstudium jeweils schon mit drei Jahren zu Buche schlagen.
„Es ist schon so vorgesehen, dass wir freitags frei haben, sonst geht es nicht“, sagt der 23-Jährige. Die Vorlesungen gehen freitags von 17 bis 20.30 Uhr und samstags von 8.30 bis 17 Uhr. Studierende, die dann eine Fünftage-Woche im Betrieb hinter ich haben, haben es entsprechend schwer. Das bestätigt auch René Steinwartz, Studiengangskoordinator an der Hochschule Niederrhein. „Die sind einfach platt“, sagt Steinwartz. „Das ist schon heftig, das muss man einfach sagen.“
Roßbach hat das Glück, dass sein Vater auch sein Ausbilder ist und ihm die nötige Zeit zum Lernen zugesteht. Frank Roßbach (53) sieht das pragmatisch: „Der Ausbildungsbetrieb muss sich mit vollem Herzen dafür entscheiden. Denn er möchte ja einen hochqualifizierten Mitarbeiter haben. Und für mich als Vater ist es schön zu wissen, da steigt einer mit ein.“
Während der Ausbildung hat Niklas Roßbach den normalen Alltag im Heizungs- und Sanitärbetrieb kennengelernt. „Wenn ich zusammen mit dem Monteur ein Badezimmer oder eine Heizung installiert habe, ist es ein schönes Gefühl gewesen, darauf zu blicken und zu wissen, was ich geschafft habe.“ Dieses Gefühl habe er in der Schule nie gehabt. Inzwischen hat er die fachbezogenen Prüfungen der Meisterschule absolviert, arbeitet überwiegend im Büro. Er plant, berechnet und nimmt Kundenanfragen auf. Er managt das Handwerk, ganz so wie es der Studiengang vorsieht.
Während der Vorbereitung auf die Meisterprüfungen musste er an der Hochschule aber kürzer treten. „Meisterschule und Klausuren zusammen gehen eigentlich nicht“, sagt er rückblickend. Dadurch muss er einige Vorlesungen nachholen, sein Studium verlängert sich dementsprechend. „Von uns wird es aber glaube ich keiner in der Regelstudienzeit schaffen.“
Der vergleichsweise junge Studiengang sei noch sehr im Wandel. „Die Hochschule fragt uns intensiv nach unserem Feedback und in den kleinen Gruppen klappt das auch gut“, berichtet Roßbach. Ihn störe allerdings, dass die betriebswirtschaftlichen Vorlesungen sehr allgemein gehalten seien. „Ich würde mir da mehr konkrete Beispiele aus dem Handwerk wünschen.“
Bis Niklas Roßbach seinen Vater ablöst, ist noch Zeit. Bis dahin will er auch mal ein paar Jahre in anderen Betrieben arbeiten. „Um der Betriebsblindheit vorzubeugen“, bestätigt Frank Roßbach.
Quelle: Rheinische Post