Und danach?
designkrefeld Alumni erzählen...

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.
Foto: Jan Bouxhein

Jan Bouxhein, Ueberholz GmbH:

Lieber Jan, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Die Abschlussarbeit im Bereich Produktdesign beschäftigte sich mit dem Thema Essbesteck. Dabei ging es um die Frage, ob das klassische »Silberbesteck« in der heutigen Zeit noch einen Platz auf unserem Tisch hat – und in welcher Form es sich in die Gegenwart übersetzen lässt.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Der Übergang ins Berufsleben war bei mir fließend. Die ersten Erfahrungen sammelte ich noch während des Studiums in einem Architekturbüro im Bereich Visualisierung. Im Anschluss daran, gegen Ende des Studiums, habe ich bei meiner jetzigen Arbeitsstelle ein Vollzeitpraktikum begonnen.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Entgegen der üblichen Lebensläufe habe ich den Job danach nicht mehr gewechselt und bin seit nunmehr fast fünf Jahren bei der Firma Ueberholz beschäftigt. Unser Schwerpunkt liegt in der Markenkommunikation: Wir entwerfen und realisieren temporäre Bauten, wobei der Fokus auf Ausstellungs- und Messearchitektur liegt. Als Designer und Projektleiter konzeptioniere und entwerfe ich Räume. Das Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Kommunikation, Architektur und Produktdesign ist dabei besonders reizvoll.

Als Gestalter schlägt mein Herz natürlich für den kreativen Aspekt. Ich begleite die Projekte von der ersten Idee über den Entwurf bis hin zur Produktion und baulichen Umsetzung. Die Projektlaufzeit ist dabei relativ kurz – so vergehen von der Anfrage über die Konzeption bis hin zur Ausarbeitung und Realisierung nur wenige Monate. Auf dem Weg zum fertigen Objekt begegne ich sowohl dem Kunden als auch den produzierenden und ausführenden Unternehmen. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, ein aus einer Idee entstandenes, fertiges Projekt als gebauten Raum zu erleben.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Das vielfältige Angebot abseits des Regelstudiums zu nutzen und dabei spannende Einblicke in andere Bereiche zu erhalten.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Genießt die Studienzeit. Dabei darf man ruhig auch den einen oder anderen Umweg gehen, ein Projekt und Praktikum mehr absolvieren und so dem Portfolio den letzten Schliff geben.

Helena Boddenberg - Designerin bei Villeroy & Boch AG:

Liebe Helena, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Meinen Bachelor habe ich 2016 abgeschlossen mit dem Thema „Entwicklung eines mobilen Lunchboxsystems aus Porzellan für die Anwendung im Büroalltag“. Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines Designkonzeptes, das auf die Esskultur im Arbeitsalltag eingeht und das Material Porzellan in einen neuen Zusammenhang bringt. Dabei habe ich mich mit Mobilität und Ernährung als wichtige Faktoren unserer heutigen Gesellschaft auseinandergesetzt. Entstanden ist eine Lösung, die nicht auf Kunststoff zurückgreift, sondern Porzellan nutzt, um ein ästhetisches und funktionales Systemgeschirr zu entwickeln.

2021 habe ich das Konzept mit Villeroy & Boch weiterentwickelt und es wurde unter dem Namen „To Go & To Stay“ realisiert. Um dem Konzept noch mehr Relevanz zu verleihen, haben wir es um eine Aufbewahrungskomponente ergänzt. Ich finde es spannend zu beobachten, wie sich Designkonzepte weiterentwickeln können und sie in einem neuen Kontext wachsen zu lassen.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Unmittelbar nach meinem Bachelorabschluss habe ich als In-House Designerin bei der Villeroy & Boch AG im Bereich Dining & Lifestyle gestartet. Ich habe hier einen tollen Berufseinstieg gefunden, der meine Liebe zum Material Porzellan und das Interesse an Wohn- und Esskultur zusammenbringt. In meiner Rolle entwickle ich Designprojekte vom Konzept bis zur Produktion. Das beinhaltet das Erkennen und Analysieren relevanter Trends, die Erstellung von 3D-Modellen, Computer-Renderings und technischen Zeichnungen, sowie Entscheidungen zu Form, Farbe und Ästhetik eines Produktes.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Ich bin nach acht Jahren immer noch bei Villeroy & Boch, habe zwischenzeitlich, aber zwei Jahre in London gelebt und nebenberuflich den Master in Design am Central Saint Martins absolviert. Mitten im Berufsleben noch einmal an die Uni zugehen, war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe meiner Designarbeit mehr Tiefe gegeben, aber auch viel über mich selbst gelernt.

Auch meine Rolle bei Villeroy und Boch hat sich dadurch verändert. Mein Fokus lag zu Beginn auf der Entwicklung und Gestaltung von Form und Oberfläche, heute beschäftige ich mich auch stark mit übergreifender Designstrategie.

Zusätzlich arbeite ich aber noch an meinen eigenen Keramikobjekten, in deren Mittelpunkt die Gegenüberstellung von Haptik und Technik steht. Dabei bringe ich keramischen 3D Druck mit Interventionen durch die menschliche Hand zusammen. Ein Herzensprojekt, bei dem ich die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit von Berührung und haptischer Erfahrung, in einer immer digitaler werdenden Gesellschaft, lenken möchte.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Das positive und bereichernde Lernumfeld, die Werkstätten und die vielfältigen Kurse. Obwohl mein Schwerpunkt im Bachelor auf Produktdesign lag, habe ich auch die Möglichkeit genutzt, Grafik und Typografie auszuprobieren. Diese verschiedenen Perspektiven haben mich sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet, denn auch hier wurde ich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, die nicht nur einer Disziplin zuzuordnen sind.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Nehmt alles mit was euch durch das Studium geboten wird, und bildet eure eigene Designpersönlichkeit! Seid dabei neugierig, offen und zeigt Eigeninitiative. Nutzt das integrierte Praktikumssemester im Studiengang! Ich habe es als sehr wertvolle Erfahrung empfunden und das eine Semester sogar auf drei verlängert. Die Praktika haben mir sehr viel Sicherheit im Umgang mit Design Tools, Software und meiner eigenen Designsprache gegeben und natürlich auch Antworten auf die Frage: „Was mache ich eigentlich mit einem Designstudium und was können mögliche Perspektiven sein?“ Praktika sind großartige Möglichkeiten, um unterschiedliche Jobprofile auszuprobieren.
 

Foto: Helena Boddenberg
Foto Max Gutbier
Foto: Max Gutbier

Max Gutbier - Chief Program Designer bei Volkswagen:

Lieber Max, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Entwurf und Gestaltung eines Kitebuggy (Anselm Strauß, Bernd Grahl)

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Nach meinem Bachelor-Abschluss war ich mir unsicher, welchen Weg ich in Zukunft einschlagen sollte: der Leidenschaft für Fahrzeuge folgen oder der für Möbel und elektronische Produkte. Daher habe ich mich für ein Praktikum bei einem renommierten Produktdesign-Studio namens Studio Ambrozus in Köln beworben. Gleichzeitig bereitete ich mich mit Herrn Anselm-Strauss intensiv auf die Aufnahmeprüfung an der FH Joanneum in Graz vor.

Während des Praktikums stellte ich schnell fest, dass der kreative Teil, also der Designentstehungsprozess, sehr knapp bemessen war. Für erste Entwürfe und Skizzen blieb nur wenig Zeit, was nicht meinem Idealbild eines Designers entsprach. Mein damaliger Chef und ich kamen rasch zu der Erkenntnis, dass diese Art von Arbeit wohl nicht das Richtige für mich war. Noch während des Praktikums erhielt ich die Zusage für das Masterstudium mit Schwerpunkt Transportation Design an der FH Joanneum, die ich auch annahm.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Während meines Studiums in Graz absolvierten wir mehrere Kooperationsprojekte mit namhaften Automobilherstellern wie BMW, Mini und Audi, sowie mit Kiska und B&O. Diese Zusammenarbeit erweiterte und prägte meinen Horizont enorm.

In Graz hat jeder Studierende seinen eigenen zugewiesenen Schreibtisch mit Schließfach und Pinnwand. Unser Studiengangsleiter legte großen Wert darauf, dass die Pinnwand jedes Einzelnen stets mit Entwürfen und Skizzen der aktuellen Projekte gefüllt war. Die Pinnwand war quasi das Aushängeschild eines jeden Studierenden. Da wir im Rahmen der Kooperationsprojekte oft Besuch von Designern der jeweiligen Marken bekamen, konnte man schnell erkennen, ob jemand für das Unternehmen interessant war.

Eines Tages hatten die Bachelor-Studierenden ein Kooperationsprojekt mit Volkswagen. Ein Designer von VW wurde auf meine Pinnwand aufmerksam und fragte mich, ob ich Interesse an einem Praktikum bei VW hätte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits eine Zusage für ein Praktikum bei Kiska – mein absoluter Traum, an Projekten für KTM zu arbeiten. Der Designer scherzte: "Willst du in der Bundesliga spielen oder in der Champions League?" So kam es, dass ich als Praktikant ins Exterieur-Design-Team von VW wechselte.

Seitdem bin ich nun seit 11 Jahren bei Volkswagen, einschließlich meiner Zeit als Praktikant. Zudem schrieb ich damals meine Masterarbeit in Kooperation mit VW. Die ersten Jahre als junger Designer waren hart. Zunächst erhielt ich nur einen externen Vertrag. Erst mit dem Exterieur-Designentwurf für den neuen Multivan bekam ich einen festen Vertrag bei VW, und später folgte der Entwurf für den neuen Transporter.

Zurzeit lebe ich in Großbritannien und bin als Chief Program Designer für das Projekt des neuen Transporters auf der Designseite verantwortlich.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Besonders gefallen haben mir die Werkstätten und die Dozenten. Eine Hochschule ist nur so gut wie ihre Infrastruktur und die Lehrkräfte, die dort unterrichten. Ich habe den Umgang, sei es positive oder auch negative Kritik, stets sehr geschätzt. Herr Grahl hat mich damals aufgrund meiner Faulheit vom Unterricht ausgeschlossen, was mich im darauffolgenden Semester dazu motiviert hat, mein Bestes zu geben. Solche Dozenten braucht eine Hochschule. Nach wie vor habe ich einen guten Kontakt zu Bernd Grahl und Anselm Strauss.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Im Allgemeinen denke ich, dass es viel Eigeninitiative erfordert, um sowohl im Studium als auch später als Designer erfolgreich zu sein. Zeichnerische Fähigkeiten sowie das Beherrschen von Programmen wie Photoshop, Alias, Rhino, Blender, Keyshot usw. sind Grundvoraussetzungen für einen Design-Absolventen. 

Außerdem bin ich der Meinung, dass man sich frühzeitig mit KI auseinandersetzen sollte, da diese in Zukunft eine wichtige und entscheidende Rolle im Entstehungsprozess spielen wird.

Katrin Mevißen - FORMKULTUR - Mevißen & Jagla GbR:

Liebe Katrin, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Die gemeinsame Masterarbeit von Monika Izabela Jagla und mir entstand unter dem Titel »Amt für Raumnutzung«. Ein Projekt mit dem Fokus auf Raumverbrauch in Deutschland, bezogen auf Wohnraum. Dazu konzipierten wir eine Kampagne, die Verbraucher:innen auf den persönlichen Raumkonsum und die Folgen aufmerksam macht. Printmedien informieren über die Thematik und weisen auf alternative Möglichkeiten hin. Eine Website bietet Aufklärung über die Folgen der Bodenversiegelung, Raumumnutzungsbeispiele, Links zu Instituten und Vereinen.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Schon während des Studiums habe ich viel nebenbei gearbeitet. Mal in kleinen freien Projekten aber auch als Angestellte bei Agenturen für Corporate Design und als Projektassistenz bei der Montag Stiftung Urbane Räume, wo ich den Aufbau der Nachbarschaft Samtweberei begleiten durfte. Das hat mir zusätzlich zum Studium viel Praxiserfahrung gegeben und gezeigt wo und wie ich später arbeiten möchte. Nach dem gemeinsamen Master Abschluss haben Monika Izabela Jagla und ich entschieden, dass unsere Zusammenarbeit während des Studiums so gut funktioniert hat, dass wir unsere Anstellungsverhältnisse und Soloselbstständigkeiten aufgegeben haben um FORMKULTUR zu gründen.

In unserem Büro auf dem Westwall 27 arbeiten wir seitdem an gemeinsamen Projekten. Zusammen entwickeln wir konzeptionelle Strategien und ästhetische Lösungen nah am Menschen. Dabei liegen uns nachhaltige Projekte besonders am Herzen.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Am Anfang war es etwas schwierig  – auch wegen Corona – genügend Aufträge zu generieren. Wir haben viel an unserem Profil gearbeitet, an öffentlichen Ausschreibungen teilgenommen und vor allem nicht aufgegeben. Das hat sich bis heute ausgezahlt und wir konnten viele neue Kunden gewinnen und spannende Projekte umsetzen.

Parallel dazu haben wir mit einer Gruppe von Krefeld:innen den freischwimmer e.V. gegründet, dessen Vorstandsvorsitzende ich wurde. Der Verein setzt sich mit viel ehrenamtlichem Engagement dafür ein, das alte historische Krefelder Stadtbad mit neuem Leben zu füllen und das verwunschene Areal wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute bin ich dort gemeinsam mit Marcel Beging in der Projektentwicklung tätig. Durch die Förderung »Initiative Ergreifen« sind wir auf dem Weg unseren Teil des Areals zu entwickeln.

Auch über dieses Projekt hinaus setzen wir uns für ehrenamtliches Engagement ein und für partizipative Prozesse bei der Gestaltung des öffentlichen Raums.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Wir haben viel Theorie durchgenommen und uns dazu gemeinsam ausgetauscht. Das hat meine praktische Berufserfahrung gut untermauert und mir einen Berufsethos gegeben. Dabei fand ich es besonders spannend, dass in unserer Masterklasse viele ganz unterschiedliche Schwerpunkte und Vorkenntnisse durch die Studierenden zusammenkamen.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Student:innen etwas mit auf den Weg geben?

Ihr braucht: Neugierde, Mut, Leidenschaft für das was ihr tut und Durchhaltevermögen. Lasst Euch genügend Zeit für das Studium, der Rest kommt von selbst.

Foto: Volker Linger
Foto Piet Fischer
Foto: Simon Erath

Piet Fischer - freiberuflich als Texter und Konzepter:

Lieber Piet, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Im Grunde mit Kulturförderung. Ich habe eine Vermarktungsplattform für junge Kunst entwickelt. Das Ziel war, zwei Zielgruppen zusammenzubringen: Menschen, die gerne Kunst zu Hause hätten, denen aber das nötige Kleingeld fehlt – und Künstler:innen, die noch zu unbekannt sind, um von ihrer Kunst zu leben. „Kunst für alle“ sozusagen, und damit das Gegenstück zu elitären Auktionshäusern wie Christie’s und Sotheby’s. Passend dazu habe ich die Plattform „Every’s“ getauft. Das Prinzip: Viele Menschen kaufen für kleines Geld ein Los für ihr Lieblingskunstwerk. Die Künstler*in bekommt das Geld aus dem Lostopf, und eine der Loskäufer*innen gewinnt. Basierend auf diesem Konzept habe ich ein Corporate Design entwickelt, eine Website skizziert und Werbemaßnahmen entworfen. Leider war die Gesetzeslage damals noch nicht so weit – heute könnte man das wahrscheinlich sogar umsetzen, also: Gewitzte Jurist:innen und kulturaffine Investor:innen, meldet euch :)

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Meine erste Station war als Juniortexter bei Ogilvy in Düsseldorf, wo ich während des Studiums schon Praktikant war. Dort habe ich für Kunden wie Ford, Standard Life, HSBC und Fujifilm X-Series gearbeitet. Pro bono haben wir auch die Düsseldorfer Tafel betreut und damit ein paar Kreativpreise gewonnen. Das war cool und eine gute Schule, um zu lernen, was eine gute Idee von einer richtig guten Idee unterscheidet – und um die Ausdauer zu entwickeln, sich nicht mit weniger zufriedenzugeben.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Nach ein paar Jahren bei Ogilvy bin ich zu DDB gewechselt. Das war aber nur ein kurzes Intermezzo: Ich habe dort ziemlich schnell gekündigt und mich stattdessen selbstständig gemacht. Seit 2014 arbeite ich freiberuflich als Texter und Konzepter – immer wieder für Agenturen und Designbüros, aber auch zunehmend mit Fokus auf Markenentwicklung und Brand Voice für mittelständische Unternehmen, die in irgendeiner Form die Welt verbessern. Parallel habe ich mit Freunden ein Unternehmen gegründet, zu dem ich den Markennamen und das Corporate Design beigesteuert habe. Da bin ich aber eher beratender Teilhaber.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Ich fand die Leute super nett, das Umfeld kreativ und offen, familiär – und ich fand es gut, dass ich alles ausprobieren konnte und mich nicht auf irgendwas festlegen musste. Ich glaube, ich war auch generell geflasht davon, dass mich (anders als in der Schule) einfach alles interessierte. Die Profs hatten Ahnung (und Connections), die Stadt bot eine vielfältige, aktive Musikszene. Und am Ende gefiel mir natürlich, dass es Werbung-, Corporate Identity- und Textkurse gab, die ich glaube ich alle dreimal gemacht habe.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Student:innen etwas mit auf den Weg geben?

Das ist tricky, weil ja jede:r andere Interessen und Ziele hat. Vielleicht etwas, von dem ich glaube, dass es mir nützlich war: Erstmal ein paar Jahre in einem guten Unternehmen lernen, wie der Hase läuft. Mir hat das geholfen, ein Qualitäts- und Realitätsverständnis zu entwickeln, von dem meine Arbeit heute noch profitiert. Und: Die Leute, die du dort kennenlernst (und die dich kennenlernen) sind später die besten Verbündeten, falls du dich mal selbstständig machst. Ich glaube, das war mit ein Grund, warum sich dieser Schritt bei mir von Anfang an getragen hat. Und ansonsten natürlich: Es ist nur Werbung. Und alle kochen mit Wasser.
 

Anne Franke - Art Direktorin bei Rose Pistola GmbH:

Liebe Anne, mit welchem Thema hast du deinen Abschluss gemacht?

Meine Abschlussarbeit hatte das Thema „Lautschrift“. Dabei ging es nicht um die Lautschrift, die man aus dem Fremdsprachenwörterbuch kennt. Vielmehr habe ich mich mit dem Zusammenhang von gesprochener und geschriebener Sprache beschäftigt. Wie kann man Laute visualisieren? Wie kann man Lautstärke typografisch visualisieren? Kann man Geräusche schreiben? Das klingt zunächst sehr sprachwissenschaftlich, war es aber gar nicht. Am Ende habe ich ein Kompendium Buchform gestaltet, das sich diesen Fragen spielerisch genähert hat. Auch wenn ich heute vieles anders machen würde, finde ich das Thema nach wie vor spannend.

Was war deine erste Station nach deinem Abschluss?

Nach meinem Abschluss habe ich ehrlichgesagt noch zwei Praktika gemacht, die jeweils zwei bzw. drei Monate dauerten. Dafür bin ich nach Hamburg gezogen und dann die nächsten acht Jahre dort geblieben. Mein erstes Praktikum war in der Designagentur LIGALUX, das zweite bei dem Magazin NEON, das es leider heute nicht mehr gibt. Letzteres war dann auch mein Sprungbrett in die Verlagswelt als Editorial Designerin.

Wie ging es dann weiter? Was machst du jetzt?

Ohje, es ist so viel passiert, wie fasse ich das kurz zusammen? Nach den Praktika habe ich zwei Jahre lang fest angestellt und anschließend fünf Jahre freiberuflich überwiegend für Verlage gearbeitet, hauptsächlich im Editorial Design. Ich war unter anderem bei Gruner & Jahr, der ZEIT, ZEIT Campus und vielen kleineren Verlagen tätig. Durch diese Projekte konnte ich mir ein großes Netzwerk aufbauen und wurde oft für neue Jobs in der Magazingestaltung und -entwicklung angefragt. CUT. Jetzt lebe ich in München und arbeite in einer kleinen Agentur namens Rose Pistola. Ich wollte meine Fähigkeiten erweitern und arbeite nun im Bereich Corporate Design. Das ist sehr anders, da ich für KundInnen und nicht mehr in Redaktionen arbeite, aber auch unglaublich vielseitig. Ich gestalte Bücher, Magazine, Corporate Identities, Websites und Apps – die ganze Bandbreite.

Was hat dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Ich habe keinen direkten Vergleich, aber ich weiß, dass ich mich an der Hochschule in Krefeld sofort wohlgefühlt habe. Für mich war es genau die richtige Hochschule zur richtigen Zeit. Ich mochte die Räumlichkeiten, die überschaubare Anzahl an Studierenden, die nicht überlaufenen Kurse und meine sehr vielseitigen und bodenständigen Mitstudierenden. Auch die ProfessorInnen und Lehrbeauftragten fand ich toll. Von Nora Gummert-Hauser, Guido Schneider, Erik Schmidt und Richard Jung habe ich viel gelernt. Über manche Sätze muss ich noch heute schmunzeln („Man kann alles schreddern“; „Nur weil man Hasenohren an eine bestehende Schrift macht, hat man noch keine neue Schrift gestaltet“; „Es gibt guten und schlechten Geschmack“).

Möchtest du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Na gut: Lasst euch Zeit und versucht nicht, das Studium ZU schnell durchzuziehen. Nehmt alle Kurse mit, die euch wirklich interessieren, und nicht nur die, von denen ihr glaubt, dass ihr sie machen müsst. Probiert viel aus, nehmt das Studium ernst, aber habt vor allem Spaß daran, Projekte auch mal ohne „Sinn“ zu machen. Langweilige Projekte und spezielle Kundenwünsche kommen früh genug …

Foto Anne Franke
Foto: Anne Franke
Foto: Dennis Dünnwald

Dennis Dünnwald - Executive Creative Director bei oddity:

Lieber Dennis, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

In meiner damaligen Diplomarbeit habe ich mich mit dem Thema Zensur und Datenübertragung beschäftigt. Das ist allerdings schon über 10 Jahre her. Das Thema hatte damals noch nicht die Tiefe und Relevanz, wie dieses es im heutigen globalen Kontext hat.

Ich habe mir die Frage gestellt, wie Daten trotz Anonymisierung personalisiert und interessenbasiert geteilt werden können und habe  mir dafür eine App überlegt.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Schon während des Studiums hatte ich die Chance, nicht nur selbstständig größere Branding-Projekte zu übernehmen, sondern auch als Werkstudent bei Scholz & Friends auf vielen tollen Projekten und Marken im Art-Bereich unterstützten zu dürfen. Scholz & Friends blieb dann auch nach dem Studium für eine längere Zeit meine erste berufliche Station.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Danach hat es mich nach Berlin verschlagen — wo ich bis heute lebe. Damals habe ich als Design Lead für mehre Startups ziemlich viele Konzepte und visuelle Auftritte entwickelt. Meine nächste Station war daraufhin Razorfish, wo ich als Art Director hauptsächlich die Kommunikation für digitale Touch-Points auf DHL mitverantwortet habe.

Heute arbeite ich als Executive Creative Director bei oddity — eine internationale Kreativagentur. Hier verantworte ich ein knapp 40-köpfiges, interdisziplinäres Kreativ-Team (Creative Director:innen, Art Director:innen, Copywriter:innen, Motion Designer:innen, Experience Designer:innen, Community Manager:innen … ). Mein Aufgabenbereich zieht sich von der übergreifenden strategischen Ausrichtung und Entwicklungen der Kreation über die enge Betreuung sowie Führung der Creative Director:innen, bis hin zur Entwicklung von Visions und Missions für ein einheitliches Ziel als Team. Auch die Außenkommunikation sowie die Implementierung und Verbindung von Innovationen und technologischen Entwicklungen mit Kreativität/kreativem Arbeiten (generativer KI, Immersive Experiences …), sowie Neugeschäft-Pitches und die Bestandskundenbetreuung als auch -beratung gehören zu meinen täglichen Aufgaben.

Parallel unterrichte ich an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Hier übernehme ich regelmäßig Master-Klassen, die sich mit unterschiedlichsten Themen im Kontext des Studiengangs „Social Design und Sustainable Innovation“ beschädigen.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Wir hatten damals (und, das ist sicherlich immer noch so) tolle Professor:innen und Lehrbeauftragte. Ich fand es toll, dass einem viel Zeit geschenkt wurde, wenn man wirklich etwas bewegen wollte. Heute weiß ich, dass es durchaus nicht selbstverständlich war. Dafür möchte ich mich nach vielen Jahren noch einmal bedanken — falls ihr es lesen solltet :).

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Student:innen etwas mit auf den Weg geben?

Mein Rat: Tut nichts, weil „man“ es halt so macht. Bleibt kritisch, aber fair und habt Spaß an dem, was ihr macht. Stolpern gehört dazu. Aufstehen, daraus lernen, weiter geht’s. Lest viel. Informiert euch. Seht das Positive in der Zukunft und bleibt neugierig.

Genau das habe ich auch in dem Interview „kreative Köpfe“ mit dem designboten erläutert.

Janina Clever - Innovation & Design - GENERATIONDESIGN®:

Liebe Janina, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Während des Studiums habe ich mit viel mit Logiken der Natur beschäftigt. Daher habe ich in meiner Abschlussarbeit ein modulares Regalsystem entwickelt, welches auf dem Prinzip der Fibonacci Reihe basiert. Dabei stand für mich vor allem der Prozess der Entwicklung, Form- und Logikfindung im Vordergrund, weniger das finale Produkt.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Ich bin direkt bei meinem heutigen Arbeitgeber GENERATIONDESIGN GmbH gestartet. Damals habe ich nach meinem Bachelor in Produktdesign auch dort im Produktdesign Team gestartet. Durch die stetige Weiterentwicklung unserer Kunden und uns als Unternehmen hatte ich aber die Chance schon früh in strategische Projekte der Produkt- und Innovationsentwicklung einsteigen zu können.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Trotz meines Fokus auf Designstrategie konnte ich dann nach wenigen Jahren die Leitung des Produktdesign Teams zusätzlich übernehmen. So blieb ich weiterhin nah an der Produktenwicklung und parallel dazu an der strategischen Entwicklung. Da mir auffiel, dass in vielen Unternehmen die strategischen Projekte immer an der Hürde Kommunikation und „Mensch“ scheiterten, beschloss ich dann im Jahr 2017 noch nebenberuflich einen Master in Arbeits- und Organisationspsychologie anzuhängen. Das hat mir selber nochmal viele neue Perspektiven auf Organisationen, Menschen, Kommunikation und auch Design und Gestaltung gegeben.

Seit ca. 4 Jahren unterstütze ich zudem das Team der „Future Design Akademie“ als Zukunftsgestalterin. Die FDA ist ein Impuls- und Kompetenzzentrum für Menschen und Organisationen, die Zukunft verändern, gestalten und verbessern wollen.

Seit 2021 bin ich zudem im Zukunftsrat des Vereins „Zukunft neu Denken“.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

An dem Studium hat mir besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Studierenden in den ersten Semestern gefallen. Hier haben ein toller, offener Austausch und gemeinsames Lernen stattgefunden. Ich habe damals förmlich alles aufgesaugt und alles ausprobiert. Auch das unsere Dozenten nicht alle aus dem Produktdesignkontext waren, fand ich rückblickend sehr gut. Viele verschiedene Perspektiven von Gestaltung zu erleben und zu lernen ist perfekt, denn auch im späteren beruflichen Kontext muss man je nach Kunde, Produkt oder Aufgabenstellung immer wieder neue Perspektiven einnehmen und sich individuell in die Situation versetzen.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Student:innen etwas mit auf den Weg geben?

Nutzt das Studium um viel zu experimentieren, probiert euch aus und findet so heraus wo eure Stärken und Schwächen liegen. Für wen es möglich ist, würde ich auch einen Aufenthalt im Ausland empfehlen. Aber generell ist das Wichtigste am Studium die Zeit zu genießen, Spaß zu haben und Freundschaften zu schließen.

Foto Alumni designkrefeld
Foto: Sarah Frontschek

Sarah Frontschek:

Liebe Sarah, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

Es handelte sich hierbei um die Gestaltung einer Publikation zum Thema Depressionen. Das Thema näher in die Öffentlichkeit zu bringen, lag mir schon immer sehr am Herzen und mit meinem Bachelor-Projekt konnte ich einen kleinen Schritt in diese Richtung wagen. Speziell ging es hierbei um die Visualisierung der Erkrankung mithilfe von Textfragmenten und bildnerischen Darstellungen.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Mein Übergang in das Berufsleben verlief fließend. Ich arbeitete von 2018 bis 2020 in einem kleinen Verlag, der sich auf Schul- und Kinderbücher spezialisiert hatte. Ich lernte gerade in den ersten Monaten extrem viel dazu, vor allem was die Arbeit in InDesign anging. Gestaltungsraster, Druckvorstufenerstellung, Kolumnentitel – das waren mir alles geläufige Begriffe aus dem Studium, aber richtig verstehen lernte ich sie erst in der Anwendung. Besonders gefallen hat mir die Arbeit an den verschiedenen Projekten. Ich durfte nicht nur Layouts setzen und in eine reine Form bringen, sondern auch selbst illustrativ tätig werden. So sind auch ein paar Publikationen erschienen, die zumindest im Impressum auch meinen Namen tragen – und das macht schon verdammt Stolz!

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Leider ging Corona Anfang letzten Jahres nicht spurlos an mir vorbei. Die Verlagsbranche hatte es in den letzten Jahren generell nicht einfach, aber einer Pandemie konnte auch ein traditionsreiches Familienunternehmen nicht standhalten, sodass ich neue Wege finden musste.

So hat es mich in ein kleines Start-up verschlagen, das seinen Fokus auf digitale Weiterbildung legt, also gar nicht so weit entfernt von meiner alten Heimat. Hier kam ich auch das erste Mal mit Video und Motion Design in Berührung und möchte es heute nicht mehr missen.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Die vielen Facetten und Angebote, die uns geboten wurden. Das Ausprobieren und Herantasten an Themen, mit welchen wir sonst vielleicht gar nicht in Berührung gekommen wären. Aber vor allem die Menschen, die hinter designkrefeld arbeiten. Gerade durch mein Praktikum an der Hochschule habe ich so viele interessante und tolle Menschen kennengelernt, die mir noch heute sehr am Herzen liegen und die mich wahnsinnig inspiriert haben.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Ich weiß, die Zeiten gerade sind nicht einfach, aber genießt Euer Studium in vollen Zügen. Ihr werdet nie wieder so viele Dinge auf einmal lernen und verstehen, so vieles ausprobieren können. Arbeitet an und für Euer Portfolio, verändert es, schmeißt es vielleicht noch mal komplett um. Es wird Euer wichtigstes Werkzeug in der Berufswelt.

Marie Simon - CAT marketing GmbH:

Liebe Marie, mit welchem Thema hast Du Deinen Abschluss gemacht?

In meiner Abschlussarbeit habe ich einen portablen Holzbackofen für den privaten Außenbereich entworfen. Dabei war es für mich wichtig, eine Kombination aus traditionellem Handwerk mit zeitgenössischem Design zu schaffen. Das Produkt sollte nicht nur funktional den Alltag verbessern, sondern auch durch seine Ästhetik nachhaltig Einfluss üben.

Wo war Deine erste Station nach Deinem Abschluss?

Nach einer hartnäckigen Zeit der Jobsuche für den Berufseinstieg, die länger war als erwartet, bin ich bei CAT marketing GmbH in der Nähe des Paderborner Flughafens als Messe- und Grafikdesignerin gestartet. Die Kombination aus dreidimensionaler Gestaltung für den Messebereich und gleichzeitig vielfältigen Grafikprojekten in den Bereichen Print, Foto und Onlinemarketing haben mir viele Chancen geboten, mich in das Berufsleben einzufinden, meine Expertisen zu definieren und mich selbst weiter zu entwickeln.

Wie ging es dann weiter? Was machst Du jetzt?

Für drei Jahre habe ich mich in verschiedensten Projekten von regionalen und internationalen Kunden kreativ ausgetobt. Dabei konnte ich nicht nur meine eigenen Kompetenzen sehr gut ausbauen und viel Neues lernen, sondern auch meinen Fußabdruck in der Agentur hinterlassen und die Entwicklung des Unternehmens beeinflussen.

Jetzt bin ich einen Schritt weiter gegangen und leite nun unser Design- und Marketingteam als Art Director. Da es mir sehr wichtig ist, noch selbst aktiv an Projekten mitzuwirken und selbst zu gestalten, bin ich immer nah am Team und unseren Kunden. Durch den Positionswechsel bekommt alles eine neue Perspektive und man lernt, das große Ganze im Agenturalltag von der Angebotserstellung, über die Entwurfsphase bis zum fertigen Projekt zu verstehen und den gesamten Prozess zu begleiten.

Was hat Dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Designkrefeld hat meiner Meinung nach viele verschiedene Designbereiche zusammen vereint. Die Themen Produkt-, Kommunikations- und Raumdesign sind so unterschiedlich und doch gibt es viele Schnittmengen, die Studierende gemeinsam erforschen können und man durch übergreifende Kurse und Projekte viel voneinander lernen kann. Außerdem finde ich den persönlichen Umgang zwischen Studierenden und Lehrenden besonders, bei dem die individuellen Stärken sehr gefördert und unterstützt werden.

Möchtest Du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Probiert euch aus, lernt so viele neue Dinge kennen, wie nur möglich. Dafür solltet ihr euch genug Zeit nehmen und euch nicht vom Berufseinstieg stressen lassen. Ich bin den Weg gegangen, mich breit aufzustellen und auch über den Tellerrand von Produktdesign zu schauen, weil mich auch Themen wie Grafikdesign und Fotografie sehr interessiert haben. All das kann ich jetzt endlich in meinem Job vereinigen und die geprobte Theorie aus dem Studium bei realen Kunden anwenden.

Foto: Marie Simon
Foto Julia Timmer
Foto: Julia Timmer

Julia Timmer vom STUDIO JULIA TIMMER:

Liebe Julia, mit welchem Thema hast du deinen Abschluss gemacht?

Ich habe in meiner Masterarbeit künstlerisch zu SO! SOZIALEN OBJEKTEN geforscht. Ich versuche in meinen künstlerischen Arbeiten einen Beitrag dazu zu leisten, soziale Werte und Prozesse in eine anspruchsvolle Ästhetik zu übersetzen. Ich möchte den Mitakteuren und Mitakteurinnen in meinen Projekten und Arbeiten das Gefühl von Gemeinschaft ermöglichen. Das sinnliche SO! SOZIALE OBJEKT erzählt von diesen Erfahrungen.

Was war deine erste Station nach deinem Abschluss?

Meine erste Station waren die Kunstmuseen Krefeld. Hier durfte ich zu der Ausstellung “Von Albers bis Zukunft. Auf den Spuren des Bauhauses.” ein Creative Lab gestalten, einen physischen, interaktiven, didaktischen Raum. Mein Creative Lab im Kaiser Wilhelm Museum enthielt in Anlehnung an die Vorkurs Lehre am Bauhaus vier Stationen: einen XXL Stempel Hub, ein Materiekarussell, eine Faltbar und eine große Tafel zum beidhändigen Zeichnen.

Parallel hierzu war ich als Dozentin für “Experimental Design Basics” an der Hochschule Rhein-Waal tätig. Die Hochschule bietet den Studiengang Design nur in englischer Sprache an. Die internationalen Studierenden zu unterrichten hat mir deshalb so großen Spaß gemacht, weil der Kurs sich interdisziplinär und transkulturell zusammensetzte.

Schnell folgte dann eine Position als Teamleiterin in der Wirtschaft. Hier war ich als Kreativdirektorin fachlich und disziplinarisch verantwortlich für 10 Kreative, bestehend aus UX/UI-und Kommunikationdesigner:innen, Redakteuren und Texterinnen, sowie Konzeptionerinnen und Konzeptionern. Hier lernte ich auch ein großes, externes Agenturnetz zu führen und ein unternehmensweites Corporate Design führend zu entwickeln und zu implementieren.

Wie ging es dann weiter? Was machst du jetzt?

Ich arbeite gerne intensiv und frei. Heute bin ich freischaffende Künstlerin. Im Sommersemester 2024 habe ich an der Hochschule in Aachen im Bereich Ästhetik unterrichtet, aktuell bin ich Stipendiatin des BBK (Berufsverband für Bildender Künstler). Im Herbst geht es mit einer geförderten Kooperation mit dem Haus der Seidenkultur hier in Krefeld weiter. 2025 freue ich mich auf eine große Arbeit in Düsseldorf… aber das darf ich noch nicht verraten.

Was hat dir am Studium in Krefeld besonders gefallen?

Ich habe während des gesamten Masterstudiums die persönliche Betreuung sehr geschätzt. Durch intensive Werkgespräche habe ich neue Impulse erhalten. Meine Betreuer:innen haben sich für meine Arbeit und auch für mich als Mensch interessiert. Diese Form der Aufmerksamkeit ist Gold wert. Inspirierende Fragen, Kritik und Anknüpfungspunkte zu anderen Künstlern und Künstlerinnen forderten mich, machten meine Ideen besser und so gelang es mir, meinen eigenen Anspruch zu formulieren. Ich hatte auch den Eindruck, die nötige Zeit zu bekommen, um überlegt und achtsam arbeiten zu können. Das hilft mir heute. Heute kann ich sowohl theoretisch, wie auch praktisch gründlich zu Ende denken und gestalten.

Möchtest du aktuellen designkrefeld-Studierenden etwas mit auf den Weg geben?

Macht Euch breit in Krefeld! Es gibt meiner Meinung nach wenige so rohe Städte wie Krefeld. Hier könnt ihr hands-on mitgestalten. Hier ist Platz für Eure Ideen und Eure Kreativität. Besonders die Innenstadt hat Falten, ist gezeichnet und hat so viele gestalterische Anknüpfungspunkte. Nehmt Euch selbst ernst. Orientiert Euch an Eurer eigenen Wahrnehmung. Findet Ihr Eure Idee gut, haltet an Ihr fest und zieht Euer Ding durch! Dann könnt ihr auch andere für Euer Werk begeistern - und zusammen geht es immer besser. Viel Freude!

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