Realise Bio
9 Modellprojekte zur Förderung der Bioökonomie

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.

Im Kern beschäftigt sich das Innovationsprojekt Realise Bio mit der Transformation biogener Neben- und Restströme in hochwertige Ressourcen in der deutsch-niederländischen Grenzregion. Durch die Etablierung von mindestens acht Modellprojekten wird die Überführung zirkulärer bioökonomischer Konzepte von der Forschungs- in die Implementierungsphase systematisch unterstützt. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr über die Inhalte und Ziele des Projekts Realise Bio, in dem das Institut GEMIT als wissenschaftliche Säule in den Bereichen Logistik und Supply Chain Management beteiligt ist.

Ressourcenpotenzial im Grenzraum besser nutzen

Die kluge Nutzung biogener Rohstoffe ist ein zentraler Baustein für die Transformation zu einer ökologischen Wirtschaftsweise. In der Region Niederrhein und den angrenzenden niederländischen Gebieten fallen jährlich schätzungsweise 15 bis 20 Mio. Tonnen biogener Neben- und Restströme aus der Agrar- und Lebensmittelproduktion an – eine bislang nur unzureichend genutzte Ressource, deren Potenzial sich aus bundesweiten Durchschnittswerten und regionalen Flächenanteilen ableiten lässt. Diese werden bislang nur unzureichend zirkulär verwertet. Die fragmentierte Nutzung dieser Ressourcenpotenziale resultiert vor allem aus strukturellen Defiziten in der regionalen Vernetzung und der unzureichenden grenzüberschreitenden Koordination der Stoffströme.

Während auf niederländischer Seite der Grenzregion große Reststoffmengen aus dem Gartenbau anfallen, sind es auf deutscher Seite insbesondere Nebenprodukte aus der Zuckerrüben-, Getreide-, Kohl- und Obstproduktion. Aufgrund dieser komplementären Verteilung der Ressourcenbasis ist ein länderübergreifender Ansatz zur effizienten Verwertung erforderlich, da nationale Alleingänge weder logistisch noch ökonomisch optimale Lösungen ermöglichen.

Modellprojekt-Ansatz

Realise Bio verfolgt einen strukturierten Ansatz zur Förderung bioökonomischer Innovationen, indem mindestens acht Modellprojekte selektiert und unterstützt werden. Jedes Modellprojekt konstituiert ein bilaterales Konsortium, das Unternehmen, Forschungseinrichtungen und weitere Stakeholder in grenzüberschreitender Kooperation vereint. Die Identifikation und Aktivierung etablierter und sich entwickelnder Akteure erfolgt durch Kommunikationsstrategien und Netzwerkveranstaltungen, die von den Partnern bereits seit Langem umgesetzt werden.

Die ausgewählten Modellprojekte erhalten eine finanzielle Förderung von bis zu 75.000 Euro sowie eine intensive fachliche Betreuung, um die kritische Entwicklungsphase zwischen Demonstrator und Marktreife zu überwinden. Diese Phase, die durch den Technologiereifegrad 5–7 charakterisiert ist und häufig als „Valley of Death” bezeichnet wird, stellt einen Engpass für die erfolgreiche Kommerzialisierung biobasierter Innovationen dar.

Coaching und Begleitforschung

Im Rahmen des Projekts wird ein Coaching-System implementiert, das von Experten aus dem Partnernetzwerk umgesetzt wird. Die multidisziplinäre Betreuung umfasst Kompetenzen in den Bereichen Logistik und Supply-Chain-Optimierung (wir vom Institut GEMIT), Lebenszyklusanalyse (LCA) sowie Entwicklung von Markteintrittsstrategien. Diese integrative Herangehensweise gewährleistet eine ganzheitliche Bewertung der Nachhaltigkeit und Marktfähigkeit der entwickelten Innovationen.

Parallel zur projektspezifischen Unterstützung werden die gewonnenen Erkenntnisse systematisch ausgewertet und generalisiert, um übertragbare Handlungsempfehlungen und Implementierungstools zu entwickeln. Mithilfe dieser Wissensprodukte soll eine breitere Anwendung der erprobten Lösungsansätze in der regionalen und überregionalen Bioökonomie ermöglicht werden.

Projektkoordination und Lead-Partnerschaft

Die Projektkoordination erfolgt durch das Cluster Industrielle Biotechnologie (CLIB) in Düsseldorf. Als Lead-Partner bringt CLIB Erfahrungen in der Durchführung europäischer Forschungs- und Innovationsprojekte sowie ein weitreichendes Industrienetzwerk ein. Ergänzend wirken das 3N-Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe sowie weitere regionale Koordinationsstellen mit.

Niederländische Projektpartner

Auf niederländischer Seite partizipieren die Gemeinde Venray als Ansprechpartner für regulatorische Fragestellungen und der Brightlands Campus Greenport Venlo, der strategische Verbindungen zur Lebensmittel- und Agrarbranche etabliert hat. Die landwirtschaftlichen Organisationen LLTB (Limburgse Land- en Tuinbouwbond) und USV Agrar fungieren als Schnittstellen zur Primärproduktion und ermöglichen den Zugang zu Rohstoffquellen.

Wissenschaftliche Projektbegleitung

Die wissenschaftliche Fundierung des Projekts wird durch die Kooperation zwischen dem GEMIT-Institut der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und dem Aachen-Maastricht Institute for Biobased Materials (AMIBM) der Universität Maastricht gewährleistet. In dieser bilateralen Forschungspartnerschaft werden Expertisen in den Bereichen Logistik/Supply-Chain-Management (GEMIT) und Lebenszyklusanalyse (AMIBM) kombiniert.

Supply Chain Analyse und Optimierung

Das GEMIT-Institut implementiert Optimierungsstrategien für die Supply Chains der Modellprojekte auf operativer und strategischer Organisationsebene. Durch die Anwendung praxisrelevanter Strategien für operative und strategische Logistikfragestellungen sowie die Optimierung von Netzwerken (zentral/dezentral) wird eine effiziente Integration biogener Reststoffe in neue Wertschöpfungsketten gewährleistet.

Neben den Anliegen der Modellprojekte werden auch Projekte berücksichtigt, die außerhalb der Modellprojekte liegen, aber große Auswirkungen auf deren Erfolg haben. So müssen beispielsweise erst einmal übergreifende Netzwerkstrukturen transparent gemacht werden, bevor ein einzelnes Kettenglied einer Lieferkette nachhaltig optimiert werden kann.

Themenfelder in Logistik und Supply Chain

GEMIT unterstützt in Realise Bio folgende Themenfelder:

  • Effiziente & nachhaltige Lieferkette (Gestaltung, Risiken, Qualität, Effizienz)
  • Beschaffung (Strategie, Lieferantenmanagement, Emissionen, Skalierbarkeit)
  • Produktion (Fertigungsprinzip, Make-or-buy, saisonale Schwankungen)
  • Distribution (Strategie, CO₂-Ausstoß, Vertriebskanäle, Verpackung)
  • Rückwärtslogistik (Rückführung, Wiederverwertung, Abfallmanagement)
  • Logistik-Controlling (Kennzahlen, Budgetplanung, BusinessModell Canvas)

Etablierung eines Cross-Border Innovation Ecosystem

Das GEMIT-Institut koordiniert den Aufbau eines nachhaltigen, grenzüberschreitenden Innovationsökosystems. In diesem Netzwerk sind relevante Akteure der Bioökonomie – darunter Hochschulen, Unternehmen, Technologiezentren und Behörden – verbunden. Diverse Veranstaltungen im Projektverlauf tragen zur Entstehung dieses Ökosystems bei und festigen es durch den Aufbau gegenseitigen Vertrauens und Win-Win-Kooperationen.

Solche Verbreitungsaktivitäten des GEMIT-Instituts umfassen die Organisation von Konferenzen und Workshops sowie die Publikation von Forschungsergebnissen. Exemplarisch wurde die Realise-Bio-Jahrestagung 2024 in Mönchengladbach ausgerichtet, die einen besonderen Fokus auf die Modellprojekte sowie auf logistische Herausforderungen in der Bioökonomie legte.

Über die Projektlaufzeit hinaus soll dieses Ökosystem als Plattform für kontinuierlichen Wissenstransfer und Innovationsentwicklung fungieren.

Technologische Ergebnisse

Das Projekt zielt auf die Markteinführung innovativer, biobasierter Produkte und Verfahren aus den unterstützten Modellprojekten ab. Durch die Überwindung der kritischen Entwicklungsphase (TRL 5–7) soll die Erfolgsrate bioökonomischer Innovationen erhöht werden.

Methodische Beiträge

Die Entwicklung übertragbarer Handlungsempfehlungen, Best-Practice-Leitfäden und digitaler Implementierungstools wie das von GEMIT entwickelte Prozesskettendesigntool stellt einen wesentlichen methodischen Beitrag dar. Er ermöglicht eine breitere Anwendung der erprobten Ansätze. Diese Wissensprodukte sollen als Referenz für vergleichbare Initiativen in anderen Regionen dienen.

Regionale Transformation der Wirtschaft

Realise Bio adressiert die Transformation der regionalen Wirtschaftsstruktur hin zu einer zirkulären Bioökonomie. Die grenzüberschreitende Kooperation demonstriert das Potenzial transnationaler Ansätze zur Lösung regionaler Herausforderungen.

Das Projekt „Realise Bio” verfolgt einen innovativen Ansatz zur Förderung der zirkulären Bioökonomie, indem es grenzüberschreitende Modellprojekte unterstützt. Die multidisziplinäre Partnerschaft zwischen deutschen und niederländischen Institutionen nutzt komplementäre regionale Stärken und Ressourcen.

Der spezifische Beitrag des GEMIT-Instituts, insbesondere in den Bereichen Supply-Chain- und Logistikoptimierung, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Umsetzung bioökonomischer Innovationen. Die bis Mitte 2026 erwarteten Projektergebnisse werden interessante Impulse für die regionale und überregionale Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungssysteme liefern. Dabei wird das Ziel von 8 Modellprojekten sogar auf 9 Modellprojekte überschritten.

Die systematische Dokumentation und Verbreitung der Projekterfahrungen trägt zur Etablierung eines Wissensfundaments bei, das die Skalierung interessanter Ansätze in anderen geografischen und thematischen Kontexten ermöglicht. Realise Bio fungiert somit als Katalysator für die Transformation zu einer nachhaltigeren, zirkulären Bioökonomie.

Das deutsch-niederländische Interreg-Projekt Realise Bio wird unterstützt durch:

Beratung
Barrierefreiheit