Soziale Arbeit und Nationalsozialismus
Erinnern. Reflektieren. Positionieren.

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.

Im Jahr 2025 jährt sich das Ende des Nationalsozialismus zum 80. Mal. Mit der Ringvorlesung wollen wir an die Verstrickung Sozialer Arbeit in das Herrschaftssystem des NS-Staates und ihre Beteiligung an den Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus erinnern. Profession und Disziplin haben sich in allen Handlungsfeldern aktiv und (meist) bereitwillig an der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung derjenigen beteiligt, die nicht mehr Teil der sogenannten „Volksgemeinschaft“ sein sollten. Dabei konnten sie auf Denkweisen, Handlungslogiken und Praxen zurückgreifen, die lange vor dem Jahr 1933 zum üblichen Handlungsrepertoire Sozialer Arbeit gehörten – und dies auch nach 1945 blieben. In der Vorlesungsreihe wollen wir daher auch nach den historischen Voraussetzungen und Entstehensbedingungen sowie den Nachwirkungen dieses „Mit-Tuns“ der Sozialen Arbeit fragen und den Blick damit auf grundlegende Themen der Sozialen Arbeit lenken. Reflektiert werden soll in dieser über die politischen Zäsuren von 1933 und 1945 hinausweisenden Perspektive zudem die Frage, wie sich die Soziale Arbeit aktuell und zukünftig zu antidemokratischen, autoritären und menschenfeindlichen Entwicklungen sowie eigenen Diskriminierungs- und Ausgrenzungsmechanismen positionieren kann.

Die Ringvorlesung ist hochschulübergreifend und hybrid organisiert.
Die Vorlesungen finden jeweils Mittwochs, 18:00 – 20:00 Uhr (c.t.) als Präsenzveranstaltungen an einem der vier beteiligten Hochschulstandorte statt und werden für die anderen Standorte und weitere Interessent:innen über Zoom gestreamt.

Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Eine vorherige Anmeldung ist aber notwendig.
Die angemeldeten Teilnehmer:innen erhalten eine Woche vor dem Termin eine Erinnerungsmail mit Infos zum Thema/abstract inkl. Zoomlink.

 

Disclaimer
Die Veranstaltenden behalten sich vor, Personen, die durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung treten, den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren oder auszuschließen.
Bild- und/oder Tonaufnahmen (Kamera, Telefon etc.) sind nicht zugelassen.

08.10.2025

Soziale Arbeit und Nationalsozialismus – Befunde und Perspektiven der Forschung
Prof. Dr. Sven Steinacker (Mönchengladbach)
 

Standort: Hochschule Niederrhein Mönchengladbach + online

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Abstract

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Entwicklungen während der NS-Diktatur war lange Zeit kein Thema für die Soziale Arbeit. Dies änderte sich erst mit den wegweisenden Studien und Debatten der frühen 1980er Jahre. Zahlreiche Forschungsarbeiten haben seitdem gezeigt, dass die Soziale Arbeit nach der Machtübertragung fester Bestandteil des NS-Staates blieb und ihre Vertreter:innen sich auf allen Ebenen und in allen Arbeitsfeldern aktiv und meist widerspruchslos an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligten. Dabei konnten sie sich auf Denkweisen, Strukturen und Handlungslogiken stützen, die lange vor 1933 zum Kern Sozialer Arbeit gehörten – und vielfach auch nach 1945 bestehen blieben. Ausgehend von der Verortung Sozialer Arbeit in der Herrschaftsarchitektur des NS-Staates rekonstruiert der Vortrag die historisch-kritische Aufarbeitung der NS-Geschichte seit den 1980er Jahren. Skizziert werden zentrale Themen, Perspektiven und Befunde ebenso wie Desiderate, Kontroversen und offene Fragen der Forschung. Darüber hinaus schlägt der Vortrag einen Bogen zu den folgenden Beiträgen der Ringvorlesung.

Dr. Sven Steinacker, Jg. 1969, arbeitet als Professor für Theorie und Geschichte Sozialer Arbeit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Zu seinen historischen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählt die Geschichte Sozialer Arbeit im 19. u. 20. Jahrhundert, insbesondere die NS-Zeit, die Sozialgeschichte des Aufwachsens sowie die Geschichte sozialer Bewegungen.

Kontakt: sven.steinacker(at)hs-niederrhein.de

 

15.10.2025

Volksgemeinschaftsideologie. Zur Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus
Prof. Dr. em. Heinz Sünker (Wuppertal/Brighton)
 

Standort: Hochschule Niederrhein Mönchengladbach + online

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Abstract

Aufbauend auf grundlegenden Analysen von Franz Neumann, Theodor W. Adorno, Timothy Mason und Detlev Peukert zum „Funktionieren“ der nationalsozialistischen Gesellschaft wird die Logik ihrer realpolitisch funktionierenden Fundierung in der Gestalt der Ideologie der „Volksgemeinschaft“ entziffert. Diese rassistische Ideologie strukturierte gesellschaftliche Praxen des Einschlusses – als Prämierung – und des Ausschlusses – als Verfolgung, Einsperrung, Mord und Shoah wie Porajmos. Volksgemeinschaft bedeutete die Realisierung von Gesellschafts-, Arbeits- wie Sozialpolitik als Kombination von Repression und „Verkehrung von Wohlfahrt“, letzteres als „Volkspflege". Dies verband sich mit dem Versuch, die NS-Gesellschaft als Erziehungsstaat zu etablieren, um unter dem Schein der Klassenlosigkeit mit feudaler Semantik ein kapitalistisches Akkumulationsregime zu sichern.

Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Sünker, Professur für Sozialpädagogik/Sozialpolitik an der Bergischen Universität Wuppertal, danach dort Rudolf-Carnap-Senior-Professor; Honorary Professor an der Universität Aarhus/DK. Studium an den Universitäten Münster und Heidelberg (Germanistik, ev. Theologie, Philosophie, Erziehungswissenschaft); Promotion und Habilitation an der Universität Bielefeld. Forschungsgebiete: Westlicher Marxismus/Kritische Theorie; Theorie und Geschichte Sozialer Arbeit, Kritische Bildungstheorie und Bildungsforschung, Nationalsozialismus und Widerstand, Kindheitsforschung.

Kontakt: suenker(at)uni-wuppertal.de

22.10.2025

Umsetzung der sozialrassistischen Ideologie in der fürsorgerischen Alltagspraxis am Beispiel der Berliner Pflegeämter auf dem Gebiet der Gefährdetenfürsorge
Prof.‘in Dr.‘in Esther Lehnert (Berlin)
 

Standort: Alice-Salomon-Hochschule + online

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Abstract

Die sog. „Gefährdetenfürsorge“ und damit die Praxis der Pflegeämter im Nationalsozialismus stellt bis heute ein wenig beachtetes Gebiet in der Forschung zur Geschichte Sozialer Arbeit in der NS-Zeit dar. Der Vortrag nimmt die „Betreuung“ der Adressat*innen – „gefährdete“ Mädchen und Frauen in den Blick und rekonstruiert die fürsorgerische Ausgrenzung und Verfolgung dieser häufig als „moralisch schwachsinnig“ stigmatisierten Mädchen und Frauen. Einen Fokus stellt hierbei die Betroffenenperspektive dar. Thematisiert wird darüber hinaus auch die reibungslose Zusammenarbeit mit anderen Behörden (u.a. Polizei und Gesundheitsämter). 

Dr.in Esther Lehnert, Erziehungswissenschaftlerin, Professorin für Geschichte, Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit. Forschungsschwerpunkte u.a.: Geschichte der Sozialen Arbeit (Schwerpunkt Weimarer Republik und Nationalsozialismus), Rechtsextremismus und Gender, Rechtsextremismus-Prävention

29.10.2025

Jugendfürsorge im Nationalsozialismus – Sozialrassistische Deutung von Verhaltensauffälligkeiten und ihre Auswirkungen auf die Praxis der Heimerziehung
Prof.‘in Dr.‘in Carola Kuhlmann (Bochum)

 

Standort: Evangelische Hochschule Bochum + online

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Abstract

Wie schon vor 1933 und auch heute noch waren und sind die Herkunftsfamilien von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung geprägt durch Armut und Gewalt. In der rassenhygienischen Deutung der Nationalsozialisten war die Ursache für abweichendes Verhalten und „Unerziehbarkeit“ im Wesentlichen eine erbliche „Minderwertigkeit“. Im Gegenteil dazu war eine „erfolgreiche“ Erziehung zu Gehorsamkeit und politischer Linientreue Nachweis einer „Erbgesundheit“. Die Nationalsozialisten versuchten einerseits diese „erbgesunden“ Minderjährigen in eigenen Jugendheimstätten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) unterzubringen, andererseits sollten die „erbkranken“ den konfessionellen Anstalten überlassen werden. Den „moralisch schwachsinnigen“ Kindern und Jugendlichen drohten ab 1933 Zwangssterilisationen und den „unerziehbaren“ ab 1940 eine Unterbringung in einem Jugendkonzentrations- oder und „Arbeistbummelantenlagern“.„Nicht-arische“ und behinderte Kinder und Jugendliche wurden in Euthanasieanstalten und Vernichtungslagern ermordet. Welche Konsequenzen sollten wir aus der NS-Geschichte für diesen Bereich heute ziehen?

Dr.in Carola Kuhlmann, Jg. 1959, ist Professorin für Erziehungswissenschaft an der Evangelischen Hochschule RWL. Arbeitsschwerpunkte: Geschichte Sozialer Arbeit (Theorie- und Professionsgeschichte), Geschichte der Heimerziehung (insbesondere NS-Zeit und 1950-70er Jahre), Theorien der Bildung und Erziehung, Pädagogische Konzepte der Familien- und Erziehungshilfen, Bildungsbenachteiligung und Soziale Inklusion, Leben und Werk Alice Salomons, Frauenbewegung und Soziale Arbeit.

Kontakt: kuhlmann(at)evh-bochum.de

05.11.2025

Die NS-Psychiatrieverbrechen und ihre Relevanz heute
Prof. Dr. Franz Werner Kersting (Münster)

 

Standort: Hochschule Niederrhein Mönchengladbach + online

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Abstract

Der Vortrag fokussiert die massenhaften „Euthanasie“-Morde an psychisch Kranken und geistig-körperlich Behinderten im „Dritten Reich“ als zentrales Verbrechen der NS-Psychiatriepolitik – neben den (bekanntlich ebenfalls) massenhaften Zwangssterilisierungen an Angehörigen dieser sozialen Gruppe. Er gibt einen knappen Überblick über die verschiedenen Einzelbereiche und -etappen des äußerst komplexen Verbrechens und geht dabei der Frage nach, warum und wie der Fürsorgeauftrag der Psychiatrie in eine radikale Ausgrenzungs- und Vernichtungspraxis umschlug. Ein Ausblick über das Kriegsende 1945 hinaus thematisiert die Kontinuität des entwürdigenden Umgangs mit der Situation der Betroffenen und ihrer Geschichte. Er zeigt, warum und wie das – uns heute eigentlich selbstverständlich und nach wie vor notwendig erscheinende – Zusammendenken von NS-Vergangenheit, Erinnerung und Gegenwart, von NS-„Euthanasie“ und aktueller verantwortungsvoller Psychiatrie- und Behindertenarbeit, in der Bundesrepublik erst ganz allmählich Fuß gefasst hat.

Dr. Franz-Werner Kersting, Jg. 1955, ist apl. Prof. für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster sowie bis 2020 Wissenschaftlicher Referent am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Psychiatriegeschichte, Jugend- und Generationengeschichte, Visual History, Geschichte des Nationalsozialismus, Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik, Geschichte der Stadt-Land-Beziehungen, Kriegsverbrechen und Völkerstrafrecht im 20. Jahrhundert. 

Kontakt: franz-werner.kersting(at)uni-muenster.de

12.11.2025

Zwangssterilisation im NS – Das Beispiel Mönchengladbach
Karl Boland (Geschichtswerkstatt Mönchengladbach)

 

Standort: Hochschule Niederrhein Mönchengladbach + online

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Abstract

Als eine der frühesten Maßnahmen im Bereich der Gesundheitspolitik beschloss das NS-Regime im Juli 1933 das sog. Erbgesundheitsgesetz. Danach konnten ab Januar 1934 Frauen und Männer, auf die nach Auffassung eines Erbgesundheitsgerichts bestimmte Diagnosen von sog. Erbkrankheiten zutrafen, auch gegen ihren Willen sterilisiert werden. Dies wurde auch in Mönchengladbach und Rheydt mit Hilfe der kommunalen Gesundheitsämter umgesetzt. Der Referent stellt das je lokale System der Sterilisationsbürokratie und die Hauptzielgruppen dieser Maßnahmen vor, sowie die Zahl der bekannt gewordenen Eingriffe. Ebenso beschreibt er die persönlichen Folgen für die Sterilisierten wie gesellschaftliche Ächtung und Heiratsverbote. Darüber hinaus stellt der die unterschiedliche Haltung der beiden großen christlichen Kirchen gegenüber dem NS-Zwangssterilisationsgesetz vor.

Karl Boland, Jg. 1954, Studium der Betriebswirtschaft und der Politikwissenschaft (MA). Beruflich tätig als Geschäftsführer eines Wohlfahrtsverbandes im Kreis Viersen und im Rhein-Kreis Neuss; im Ruhestand seit 2020. Ehrenamtlich zusammen mit Hans Schürings engagiert in der "Geschichtswerkstatt Mönchengladabach" seit den 1980er Jahren. Hier entstanden Veröffentlichungen, Vorträge, Stadtführungen und Ausstellungen zur Stadtgeschichte. Seit Eintritt in den Ruhestand regelmäßige Buchveröffentlichungen zusammen mit anderen Autor*innen.

19.11.2025

„Bewahrung" im NS-Staat - Kontinuitäten gesetzlicher Bestrebungen und Praxen fürsorgerischer "Bewahrung" (Weimar - NS - BRD)
Prof.‘in Dr.‘in Christa Paul (Hamburg)

 

Standort: Alice-Salomon-Hochschule Berlin + online

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Abstract

Von den 1920er bis in die 1960er Jahre setzten sich fürsorgerische Akteur*innen für ein Bewahrungsgesetz ein. Verabschiedet wurde ein solches Gesetz jedoch nicht. Fürsorgerische „Bewahrung“ fand in all diesen Jahren aber auch ohne Bewahrungsgesetz auf der Grundlage anderer gesetzlicher Bestimmungen statt. „Bewahrung“ zielte darauf ab, bestimmte Gruppen von erwachsenen Menschen gegen deren Willen in geschlossene Einrichtungen einzusperren, um sie zur Anpassung an gesellschaftliche Normen zu erziehen. Es handelte sich um Menschen, die bettelten, obdachlos waren, als Prostituierte arbeiteten, alkoholkrank waren… Im Nationalsozialismus radikalisierte sich deren Verfolgung. Sie wurden als sogenannte „Asoziale“ verfolgt und eingesperrt, auch in Konzentrationslager. Im Zentrum des Vortrags stehen die Aktivitäten der fürsorgerischen Akteur*innen, deren Ziele und die gesetzlichen Grundlagen für „Bewahrung“ auch ohne Bewahrungsgesetz. Beleuchtet wird somit eine Praxis, die fürsorgerische Kontinuität vor und nach dem Nationalsozialismus verdeutlicht.

Christa Paul, Prof. Dr., geb. 1959, Professur Praxis Sozialer Arbeit im Studiengang Soziale Arbeit an der Northern Business School Hamburg, Arbeitsschwerpunkte: sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (Aufarbeitung), Soziale Arbeit im Nationalsozialismus, SexZwangsarbeit in Häftlingsbordellen der NS-Konzentrationslager.

Kontakt: Paul@nbs.de

26.11.2025

Jüdische Wohlfahrt und jüdische Soziale Arbeit unter Bedingungen gesellschaftlicher und sozialer Exklusion – die NS-Zeit
Prof. Dr. Gerd Stecklina (München)

 

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03.12.2025

„Völkisch. Katholisch. Anti-nationalsozialistisch?" Zur Ausbildung von Sozialarbeiter_innen im NS-Staat am Beispiel der Sozialen Frauenschule Aachen
Tim Ernst, M.A. (Aachen)

 

Standort: Hochschule Niederrhein Mönchengladbach + online

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Abstract

1945 beantragte der Katholische Deutsche Frauenbund die Wiedererrichtung seiner Sozialen Frauenschule Aachen bei der britischen Militärverwaltung. Die Ausbildungsstätte für Soziale Arbeit sei 1941 durch die NS-Regierung geschlossen worden, da dort nicht im nationalsozialistischen Geiste unterrichtet worden sei. Gemeinsam mit der wiedereingesetzten Leiterin Maria Offenberg gelang der anschließende Wiederaufbau der Frauenschule. 
Der Vortrag gibt einen Einblick in die Ausbildung von Sozialarbeiterinnen an der Aachener Ausbildungsstätte während der NS-Zeit. Wie gestalteten sich Unterricht und Alltag an der Sozialen Frauenschule Aachen im Dritten Reich und wurde die Schule 1941 wirklich aufgrund einer anti-nationalsozialistischen Haltung geschlossen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Vortrag von Tim Ernst.

Tim Ernst, M.A., Jg. 1992, ist Promovend am Promotionskolleg NRW/EvH Bochum und Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Zuvor war er drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Katholischen Hochschule NRW (Standort Aachen) tätig. Research Fellow am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS)

Kontakt: t.ernst(at)katho-nrw.de 

10.12.2025

Erinnerungsarbeit zum Nationalsozialismus in der Sozialen Arbeit nach 1945 bis zur Gegenwart, Perspektiven auf die Zukunft
Veranstaltung im Rahmen der 12. Menschenrechtswoche Technische Hochschule Würzburg

 

Rezeption der NS-Geschichte in der Sozialen Arbeit
Impulsvortrag Thure Alting/Benny Momper (Spiegelbild e.V., Wiesbaden)

 

Anschließende Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen:

Thure Alting u. Benny Momper (Wiesbaden)
Prof.‘in Dr.‘in Heike Radvan (Tübingen)
Prof.‘in Dr.‘in Annette Eberle (München)
Prof.‘in  Dr.‘in Gabriele Fischer (München)
Dr. Thomas Roth (Köln)

 

Standort: Technische Hochschule Würzburg + online

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Abstract

Der Vortrag widmet sich der Frage, wie die Soziale Arbeit mit ihrem Erbe aus dem Nationalsozialismus umgegangen ist und welchen Einfluss diese Geschichte bis heute auf die Profession hat. Im Mittelpunkt stehen Akteur*innen, Narrative und Strukturen, die nach 1945 zur Tradierung von Schuldabwehr und Geschichtsverfälschung beigetragen haben. Dabei wird der These gefolgt, dass belastete Akteur*innen nicht nur in der Sozialen Arbeit weiterwirken konnten, sondern auch aktiv an der Konstruktion geschichtspolitischer Deutungsmuster beteiligt waren. Die Analyse macht deutlich, dass die Konfrontation mit der nationalsozialistischen Vergangenheit durch dissidente Stimmen und Betroffenengruppen erkämpft wurde. Abschließend wird gefragt, welche Potenziale in der selbstkritischen Auseinandersetzung mit dieser Geschichte liegen.

Thure Alting M.A. (Jg. 1995) ist Sozialarbeiter und seit 2016 Bildungsreferent bei Spiegelbild e.V., Mitglied des erweiterten Vorstands des Stadtjugendrings Wiesbaden, Mitglied des Jugendhilfeausschuss der Landeshauptstadt Wiesbaden (2021-2023) sowie im Fachausschuss Jugend und Planung (2024-heute).

Benny Momper B.A. (Jg. 1989) ist Sozialarbeiter und seit 2018 Bildungsreferent bei Spiegelbild e.V. Davor in der Fansozialarbeit in Mainz tätig.

17.12.2025

Sozialpädagog:innen und Nationalsozialismus: Anknüpfungspunkte, (Dis-)Kontinuitätslinien, Legitimierungsmuster
Prof. Dr. em. Stefan Schnurr (Basel/Bielefeld)

 

online-Veranstaltung

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07.01.2026

„Wir sind viele und wir waren viele. Widerstand war nicht so unser Ding“ - zur Rolle der Berufsverbände im Nationalsozialismus und zur Entnazifizierung der Sozialen Arbeit nach 1945

Prof.‘in Dr.‘in Christa Paulini (Würzburg)

 

Standort: Technische Hochschule Würzburg + online

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14.01.2026

„Es hätte protestiert und aufbegehrt werden müssen!“ – offene Fragen und kritische Perspektiven aus sozialgeschichtlichen Erinnerungsprojekten zum Widerstand in der Sozialen Arbeit
Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor (Würzburg)

 

Standort: Technische Hochschule Würzburg + online

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Abstract

Der Vortrag skizziert Ergebnisse aus sozialgeschichtlichen Forschungsvorhaben, die im Zeitraum von 2012 bis 2021 durchgeführt wurden und der Fragestellung nachgingen, ob es in und aus der Sozialen Arbeit Widerstand gegen die NS-Diktatur und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen an Schutzbefohlenen und Verfolgten gegeben hat. Zielsetzung ist es, jene kleine Minderheit zu würdigen, die sich aktiv dem menschenverachtenden NS-Regime in einer Zeit entgegenstellte, in der Begeisterung und aktives Eintreten für ein rassistisches Terrorsystem in der Sozialen Arbeit im Vordergrund standen. 

In Abgrenzung zum vorherrschenden Widerstandsverständnis, das sich an gängigen Widerstandsrichtungen und primär an „Männern“ aus dem militärischen, politischen und religiösen Bereich orientiert, wird versucht einen bislang nicht erfassten Widerstandtypus zu skizzieren, der überwiegend von „Frauen“ getragen wurde und sich an der Rettung von Schutzbefohlenen und am Rettungswiderstand von jüdischen Mitbürger:innen ausrichtete. Schließlich gilt es Widersprüchlichkeiten, Brüche und Irritationen aus und zur Widerstandsforschung mit in den Blick zu nehmen.

Dr. Ralph-Christian Amthor, Jg. 1963, Professor für Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Würzburg. Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte und Theorien der Sozialen Arbeit, Berufs- und Professionsgeschichte, Soziale Arbeit im Nationalsozialismus, wissenschaftlich fundierte Handlungskonzepte, Menschenrechte und Soziale Arbeit sowie Jugend- und Erwachsenenbildung. 

Kontakt: ralph.amthor(at)thws.de

21.01.2026

Lernen/Lehren aus der Geschichte?
Prof. Dr. em. Manfred Kappeler (Berlin)

 

Standort: Alice-Salomon-Hochschule Berlin + online

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Abstract

Die Machtübergabe an Hitler im Januar 1933 und die ihr folgende Installierung der NS-Herrschaft war m.E. kein überwiegend von „Diskontinuitäten“ gekennzeichneter „Zivilisationsbruch“. Im Sinne von Adorno gehe ich von Kontinuitäten aus, d.h. dass jeder Augenblick der Geschichte sein Vor-Her und sein Her-Nach hat. Es handelt sich bei dieser Auffassung nicht um die Unterstellung eines einfachen Kausalitätsprinzips, mit dem die Geschichte als ein linearer Prozess verstanden wird, sondern um die Annahme, dass jede zeitlich eingrenzbare Epoche der Geschichte eines Volkes, eines Staates, einen ökonomischen und sozial-kulturellen Kontext hat. Das gilt auch für die Soziale Arbeit, die im NS-Staat ganz überwiegend dessen Absichten und Zielen diente. Es kann daher heute nicht nur um die „Aufarbeitung“ der Beteiligung gehen. Ebenso wichtig sind die Fragen, wie es zur Mit-Täterschaft an der sozialrassistischen NS-Bevölkerungspolitik kommen konnte, wieso Teile dieser Praxis nach 1945 weitergehen konnten und warum es in den sog. Nachkriegsjahren in den Organisationen und Institutionen der Sozialen Arbeit nicht zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer NS-Geschichte kam. In meinem Vortrag geht es um die Bedeutung eines adäquaten Geschichtsverständnisses für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit heute, also um die Frage, ob und was wir aus der Geschichte unserer Profession lernen können.

Dr. phil. habil. Manfred Kappeler (Jg. 1940) Volksschule, Bäcker, Wehrdienst, Sozialarbeiter, Diplompädagoge, Ausbildung zum analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Praxis in der Heimerziehung, Bewährungshilfe, Offenen Jugendarbeit, Drogenarbeit, Supervision, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. 1973-1988 Berufsverbot für eine Tätigkeit als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge/Hochschullehrer im Öffentlichen Dienst. 1989-2005 Professor für Erziehungswissenschaft/Sozialpädagogik an der TU Berlin. Schwerpunkte: Kinder- und Jugendhilfe, außerschulische Jugendbildung, Jugend und Drogen, Geschichte Sozialer Arbeit. Seit 2005 Unterstützer der Initiative ehemaliger Heimkinder. Diverse Veröffentlichungen. Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Soziale Arbeit und Nationalsozialismus

| Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor
Grundlagen der Sozialen Arbeit – Geschichte, Theorie und Handlungslehre, Technische Hochschule, Würzburg, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften

 

| Prof.‘in Dr.‘in Carola Kuhlmann
Pädagogik/Erziehungswissenschaft, Evangelische Hochschule, Bochum, Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie

 

| Prof.‘in Dr.‘in Esther Lehnert
Theorie, Geschichte und Praxis Sozialer Arbeit, Alice-Salomon-Hochschule, Berlin

 

| Prof. Dr. Sven Steinacker
Theorie und Geschichte Sozialer Arbeit, Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach, Fachbereich Sozialwesen

 

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