Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) beschreibt die systematische Auseinandersetzung mit der eigenen Hochschullehre auf Grundlage forschender Praxis. Lehrende nehmen dabei nicht nur Inhalte ihres Faches in den Blick, sondern reflektieren und untersuchen zugleich, wie Studierende lernen und wie Lehre gestaltet sein kann, um dieses Lernen bestmöglich zu unterstützen.
Ludwig Huber hat zentrale Fragen formuliert, die Lehrende häufig im Alltag beschäftigen, etwa:
- Warum empfinden Studierende bestimmte Texte als besonders schwierig?
- Welche Rolle spielen Bilder oder Metaphern bei der Vermittlung abstrakter Inhalte?
- Wie viel Zeit benötigen Studierende realistisch für Vorbereitungsaufgaben – und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für die Gestaltung des Workloads?
- Wie lassen sich fachliche und überfachliche Kompetenzen angemessen miteinander verknüpfen?
Solche Fragen bieten einen Ausgangspunkt, die eigene Lehre als Forschungsfeld zu betrachten. SoTL steht dabei für die wissenschaftliche Untersuchung und systematische, reflektierte Weiterentwicklung der eigenen Lehrpraxis – und für das Teilen der gewonnenen Erkenntnisse mit der Hochschulcommunity. Entscheidend ist somit nicht nur das Reflektieren und Beforschen (Scholarship), sondern auch die Kommunikation und Veröffentlichung der Ergebnisse, welche Wissen zum Gemeineigentum (common property) macht und dadurch Austausch und kollektives Lernen ermöglicht.
Abgrenzung zu SoAD
Während SoTL von Lehrenden selbst ausgeht, fokussiert Scholarship of Academic Development (SoAD) die Professionalisierung der Hochschullehre durch hochschuldidaktische Einrichtungen, Weiterbildung und Qualitätsentwicklung. Beide Ansätze ergänzen sich: SoTL stärkt die reflexive Praxis der Lehrenden, SoAD unterstützt strukturelle Rahmenbedingungen und Qualifizierung. In unserem Fall begleitet das Team der Hochschuldidaktik Sie bei der Planung uns Umsetzung Ihrer SoTL-Projekte.
Warum SoTL? – Sechs zentrale Potenziale
Die folgenden Punkte orientieren sich an den Thesen des deutschsprachigen SoTL-Netzwerks und ergänzen diese:
1. SoTL treibt die (innovative) Weiterentwicklung der Hochschullehre voran
SoTL-Projekte entstehen häufig entweder aus der Neugier, studentisches Lernen tiefer zu verstehen und effektiv zu gestalten, oder aus konkreten Herausforderungen im Lehralltag, meist verbunden mit einer Lehrinnovation. Die Forschung über die eigene Lehrpraxis fördert ein studierendenzentriertes Verständnis von Lehre und unterstützt die Weiterentwicklung Lehrender durch eine reflexive Praxis.
Reflexionsimpuls: Gibt es in Ihrer aktuellen Lehre etwas, das „noch nicht rund“ ist oder das Sie besser verstehen möchten?
2. SoTL stärkt fach- und lehrbezogenen Wissensaustausch
Didaktische Erkenntnisse aus Pädagogik und Psychologie lassen sich nicht immer direkt auf fachspezifische Lehrsituationen übertragen. Durch SoTL entstehen Erkenntnisse aus den Disziplinen heraus und für diese. Zugleich enthält SoTL ein reflexives Moment, das eigene Kontextbedingungen transparent macht – und damit die Übertragbarkeit erleichtert.
3. SoTL fördert internationale Vernetzung
Die internationale SoTL-Community – insbesondere im englischsprachigen Raum – ist sehr aktiv. In Deutschland wächst das Netzwerk zunehmend, etwa über die dghd, den Ars legendi-Preis oder das deutschsprachige SoTL-Netzwerk. Die Teilnahme an diesem Austausch kann Innovationsimpulse geben, Lehre evidenzbasierter gestalten und insgesamt zu einer Stärkung der deutschen Hochschullehre beitragen.
4. SoTL schafft Räume für standortübergreifenden Dialog
Durch die Veröffentlichung von SoTL-Projekten – in Workshops, Konferenzen, Artikeln oder Good-Practice-Formaten – entstehen Austauschmöglichkeiten zwischen Disziplinen, Hochschultypen und Statusgruppen. SoTL macht Lehrentwicklung sichtbarer und gemeinschaftlich gestaltbar. Eine Programmförderlinie wie die SoTL-Fellowship Förderung 2026 kann eine Bündelung bestehender Expertise realisieren und zudem nationale und internationale Netzwerke stärken.
Mini-Impuls: Wen an Ihrer Hochschule oder darüber hinaus könnten Sie sich als Gesprächspartner*in für ein Lehrthema vorstellen?
5. SoTL erweitert das eigene Forschungsportfolio
Die Beforschung der eigenen Lehre kann neue methodische Zugänge eröffnen und Forschungsperspektiven erweitern, die wiederum auf die Fachforschung zurückwirken können. Zudem werden Forschungslücken sichtbar, die ohne die jeweilige Fachexpertise kaum bearbeitet werden könnten.
6. SoTL fördert partizipative Lehrentwicklungsprojekte mit Einbezug Studierender
Weil SoTL das Lernen Studierender in den Mittelpunkt stellt, ist der Einbezug von Studierenden besonders wertvoll. Unsere SoTL-Fellowships Förderung 2026 sieht die Rolle von SoTL-Scouts vor, die Lehrprojekte begleiten und Perspektiven aus ihrer Studienerfahrung einbringen. Dies stärkt die Lehr-/Lernatmosphäre und ermöglicht geteilte Verantwortung für gute Lehre.
SoTL-Fellowship Förderung 2026 – Werden Sie Teil der Community
Wenn Sie Interesse an der Entwicklung Ihrer eigenen Lehre im Sinne von SoTL haben, laden wir Sie herzlich ein, unsere SoTL-Fellowship-Förderung 2026 zu nutzen:
- Ausschreibungsstart: 01.12.2025
- Einreichungszeitraum: 05.01.–16.01.2026
- Förderbeginn: 09.02.2026
Programmverantwortliche: Magda Zarebski und Helen Schneider
Richten Sie ihre Fragen gern an lehrprojektförderung@hsnr.de
Das Projekt Fellowship SoTL:HN - Lehren und Lernen beforschen wird im Rahmen der Stiftung Innovation für Hochschullehre gefördert.
Weitere Informationen folgen zeitnah über unsere Kommunikationskanäle - unter anderem über diesen Blog. Diesen können Sie abonnieren unter: LeNi: BLog
Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, ein Lehrprojekt, eine Idee oder eine wiederkehrende Lehrfrage in ein SoTL-Vorhaben zu überführen.
Quellen
Impuslpapier des deutschsprachingen SoTL-Netzwerks: https://www.uni-paderborn.de/universitaet/bildungsinnovationen-hochschuldidaktik/sotl/deutschsprachiges-sotl-netzwerk
Huber, L. (2014). Scholarship of Teaching and Learning: Konzept, Geschichte, Formen, Entwicklungsaufgaben. In: L. Huber, A. Pilniok, R. Sethe, B. Szczyrba, & M. Vogel (Hrsg.), ForschendesLehrenimeigenenFach. Scholarship of Teaching and Learning in Beispielen (S. 19-36). Bielefeld: Bertelsmann 2014. https://doi.org/10.25656/01:10129
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