Mit über 20 Millionen Betroffenen, also etwa jedem dritten Erwachsenen in Deutschland, ist Bluthochdruck eine der Volkskrankheiten unserer Zeit – und ein hohes gesundheitliches Risiko. Studien zufolge sind 40 Prozent aller Todesfälle in Europa auf eine auf Bluthochdruck basierende Erkrankung zurückzuführen. Die Hochschule Niederrhein (HSNR) ist an einer Studie beteiligt, die in der Nephrologie des Universitätsklinikums in Düsseldorf durchgeführt wird, in der es um eine individualisierte Trainingstherapie für Bluthochdruckpatienten geht.
Dauerhaft erhöhter Blutdruck führt zu einer Erhöhung des Gefäßschadens, der sich unter anderem in einer Versteifung des Gefäßsystems zeigt und letztendlich zu Atherosklerose (krankhafte Einlagerung von Cholesterin und anderen Fetten in arteriellen Blutgefäßen), Ruptur oder Gefäßrarefizierung (Schwund der Gefäße) führt. Bekannt ist auch: Sport- und Bewegungstherapie können zur Senkung des Blutdrucks beitragen – vor allem Ausdauer- und dynamisches Krafttraining. „Unklar ist allerdings noch, wie genau Sport auf vaskulärer Ebene, also auf die Gefäße wirkt“, sagt Dr. Lukas Streese, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Therapiewissenschaften der HSNR. „Die Studie wird daher umfangreiche nicht-invasive Messungen des Gefäßsystems durchführen, um die Effekte der Blutdrucksenkung, in Kombination mit einer individualisierten Sporttherapie, auf den arteriellen Blutdruck, die Gefäßstruktur und Gefäßfunktion zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Studie sollen die Personalisierung der Blutdrucktherapie vorantreiben.“
Die Studie untersucht den Effekt einer individualisierten Trainingstherapie, als Zusatztherapie zu einer leitliniengerechten Therapie zur Senkung des Blutdrucks, auf die Gefäßfunktion sowie die Blutdrucksenkung vonPatient:innen mit Erstdiagnose Bluthochdruck. Primäres Ziel der Studie sei es zu ermitteln, ob eine Blutdrucktherapie mit oder ohne zusätzliche Trainingstherapie zu einer verbesserten Regeneration der vaskulären Funktion führt und ob diese potentiellen Anpassungen abhängig oder unabhängig von der Blutdrucksenkung sind, so Lukas Streese. „Heißt also: Ist es nützlich, dass Blutdruckpatienten neben entsprechenden Medikamenten auch ein individuell auf sie zugeschnittenes Sportprogramm absolvieren?“.
Dazu werden insgesamt 60 Personen mit der Erstdiagnose Bluthochdruck Teil der Studie sein, die am Universitätsklinikum in Düsseldorf läuft. Eine Gruppe erhält eine standardisierte Therapie zur Senkung des arteriellen Blutdruckes. Die andere Gruppe bekommt zusätzlich eine individualisierte Sporttherapie, die teilweise in Betreuung und teilweise selbstständig durchgeführt wird. In den ersten sechs Monaten werden alle zwei Monate der Blutdruck und die Gefäßgesundheit untersucht und die Blutdrucktherapie ggf. angepasst. Weitere sechs Monate später werden die Studienteilnehmenden erneut eingeladen um zu überprüfen, ob der Zielblutdruck auch langfristig gehalten werden konnte.