Making connections through the scholarship of teaching and learning war das Thema der diesjährigen EuroSoTL2025, die in der letzten Woche an der Universität Groningen stattgefunden hat. Das Ziel: Verbindungen über Fachgrenzen hinweg zu schaffen, zwischen Lehre und Forschung, innerhalb unserer akademischen Gemeinschaft und darüber hinaus.
Von Ludwig Huber wurde das Scholarship of teaching and learning (SoTL) 2014 beschrieben als „wissenschaftliche Befassung von Hochschullehrenden in den Fachwissenschaften mit der eigenen Lehre und/oder dem Lernen der Studierenden im eigenen institutionellen Umfeld durch Untersuchungen und systematische Reflexionen mit der Absicht, die Erkenntnisse und Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit bekannt und dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion zugänglich zu machen“. Seinen Ursprung hat SoTL in Nordamerika, wo es sich in den letzten mehr als drei Jahrzehnten stetig weiterentwickelt hat.
Prof.in Helga Dorner von der Eötvös Lorand Universität aus Ungarn reflektierte in ihrer keynote SoTL als Möglichkeit, um ausgehend vom individuellen Handeln Lehre und Lernen in institutionelle Veränderungskraft zu überführen. Anhand von Metaphern nahm sie die Zuhörenden mit auf ihre Reise vom Individuum zum Kollektiv und veranschaulichte Herausforderungen und Chancen durch das „verweben von SoTL in die Werte, Strukturen und Abläufe an Hochschulen“.
Ganz im Sinne des Verwebens, wurden in verschiedenen Veranstaltungsformaten auch die Schnittstellen, Synergien und Spannungsfelder zwischen SoTL und Hochschulforschung näher betrachtet und mit Blick auf Fokus und Wirkung diskutiert. Während bei SoTL (Boyer, 1990) praxisorientierte Verbesserungen in der Lehre und im studentischen Lernen innerhalb verschiedener Fachrichtungen im Fokus stehen, zeichnet sich Hochschulforschung durch eine größere Breite, stärkere theoretische Fundierung und den Fokus auf Wissensgenerierung aus (Larsson et al., 2020). Im Austausch mit den Teilnehmenden entwickelten sich lebhafte Diskussionen, wie sich reflexive Lehrpraxis und hochschulbezogene Wissenschaft gegenseitig bereichern und wie diese Felder sowohl mit Blick auf institutionelle Ziele als auch die persönliche wissenschaftliche Weiterentwicklung noch stärker verzahnt werden können.
Ein weiteres Themenfeld der Tagung bildeten Prüfungen, darunter auch ein Beispiel für formatives Progress Testing auf Studiengangebene. Unter Progress Testing wird eine regelmäßige Überprüfung von Wissen und Kompetenzen der Studierenden auf Ebene des Studiengangs verstanden, die unabhängig vom Studienjahr stattfindet: Ziel ist es, dass Studierende einen Einblick in ihren Lernfortschritt während des Studienverlaufs erhalten. Da Studierende ihr Studium häufig als eine Vielzahl scheinbar voneinander unabhängiger Fächer erleben, die in separaten Veranstaltungen gelehrt und geprüft werden (Hartley & Whitfield, 2012), erleben sie einen begrenzten Transfer von Wissen und Kompetenzen zwischen den Kursen. Anhand der Ergebnisse der Progress Tests können sie ihren Gesamtfortschritt verfolgen und diesen ggf. nach ausgewählten Kompetenzen filtern, was sowohl ihre Selbstreflexion als auch ihr Selbstvertrauen stärken kann.
In einem weiteren SoTL-Projekt wurde die Auswirkung eines integrierten Curriculum Designs auf das Lernen von Studierenden untersucht. Lehrende im Fachbereich BWL der Uni Manchester hatten beobachtet, dass sich einer ihrer BA-Studiengänge zu einer Ansammlung einzelner Lehrveranstaltungen entwickelt hatte, was zu einer hohen Studienabbruchquote führte. In Kooperation mit Studierenden und unter Einbindung externer Perspektiven entstand ein vernetztes Curriculum, welches nun Kontinuität, inhaltliche Kohärenz und Praxisrelevanz sicherstellt. Eine umfassende Befragung der Studierenden zeigte, dass die Zufriedenheit mit diesem Studiengang signifikant gestiegen ist, ebenso wie die Beschäftigungsquote der Absolventinnen und Absolventen.
Die Vielzahl und Vielfalt der Tagungsbeiträge hat einmal mehr gezeigt, wie facettenreich und dynamisch das Scholarship of Teaching and Learning ist. Ob im direkten Lehr-Lern-Geschehen, fachbereichsübergreifend oder die gesamte Institution umfassend: SoTL eröffnet vielfältige Perspektiven, um Lehre reflektiert weiterzuentwickeln und zu verbinden. Die Tagung hat mir nochmal bewusstgemacht, dass die Wirksamkeit von SoTL darin liegt, Brücken zu schlagen und nachhaltige Veränderungen nicht nur anzustoßen, sondern auch sichtbar zu machen.
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