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Interview mit Sabine Herr - Modul: Aktuelle Themen aus Leadership und Management

Frage 1: Welche zentralen Ziele sollten Unternehmen setzen, um langfristig erfolgreich zu sein?

Die wesentlichen Unternehmensziele für nachhaltigen Erfolg lassen sich als Meta-Ziele definieren. Neben den klassischen Geschäfts- und Wachstumszielen ist es essenziell, kontinuierlich in die Weiterentwicklung des Unternehmens zu investieren. Dies bedeutet, zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, innovative Konzepte zu entwickeln und sicherzustellen, dass ausreichend Ressourcen – sowohl Zeit als auch personelle Kapazitäten – für diese Prozesse bereitgestellt werden. Nur so kann ein Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

Frage 2: Welche Bedeutung hat Zielorientierung für die Motivation der Mitarbeitenden, und wie kann sie gefördert werden?

Zielorientierung ist ein zentraler Motivationsfaktor für Mitarbeitende. Sie ermöglicht es ihnen, die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit zu verstehen und ihren individuellen Beitrag zum Unternehmenserfolg klar einzuordnen. Ein klares Verständnis darüber, warum eine Aufgabe relevant ist und wie sie sich in das große Ganze einfügt, steigert die intrinsische Motivation. Führungskräfte sollten daher eine transparente Kommunikationskultur etablieren, in der Unternehmensziele verständlich vermittelt und Mitarbeitende aktiv in den Zielsetzungsprozess einbezogen werden.

Frage 3: Gibt es bestimmte Arten von Zielen, die sich besonders für agile Arbeitsweisen eignen?

Ja, in einem agilen Umfeld ist es entscheidend, dass Ziele nicht ausschließlich top-down vorgegeben werden. Stattdessen sollten Mitarbeitende aktiv in den Prozess der Zieldefinition eingebunden werden, um ihre individuellen Kompetenzen und Perspektiven optimal zu nutzen. Die übergeordneten Unternehmensziele werden zwar auf Führungsebene definiert, doch die konkrete Umsetzung und Feinabstimmung erfolgen idealerweise durch die Teams selbst. Dies fördert Eigenverantwortung, steigert die Akzeptanz und erhöht die Umsetzungswahrscheinlichkeit.

Frage 4: Welche Qualitäten benötigt eine Führungskraft der Zukunft, um sowohl flexibel als auch zielorientiert zu agieren?

Zukünftige Führungskräfte müssen ein hohes Maß an Selbstreflexion besitzen und in der Lage sein, mit scheinbaren Widersprüchen umzugehen – etwa der Balance zwischen Flexibilität und Zielorientierung. Dies erfordert nicht nur eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit, sondern auch die Fähigkeit, sich aktiv mit anderen Führungskräften auszutauschen, um bestmögliche Lösungen zu entwickeln. Zudem ist es essenziell, Zeit und Energie in die Weiterentwicklung der eigenen Führungsrolle zu investieren.

Frage 5: Wie unterscheidet sich Führung in traditionellen Organisationen von Führung in agilen Unternehmen?

Während traditionelle Führung häufig stärker auf das Management und die Verwaltung von Prozessen ausgerichtet ist, steht in agilen Organisationen das Thema Leadership im Vordergrund. Agile Führung bedeutet, Mitarbeitende zu befähigen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, ihnen Entscheidungsfreiräume zu gewähren und dennoch klare Ziele vorzugeben. In klassischen Strukturen ist Führung oft zahlengetriebener, während agile Modelle stärker auf Eigenverantwortung, Anpassungsfähigkeit und kollaborative Entscheidungsfindung setzen.

Frage 6: Welche Herausforderungen ergeben sich für Führungskräfte in agilen Transformationsprozessen?

Führungskräfte, aber auch Mitarbeitende stehen in agilen Transformationsprozessen vor zahlreichen Herausforderungen: Sie müssen sich mit dem notwendigen Wandel der Unternehmenskultur auseinandersetzen, mit Unsicherheiten und Ungewissheit umgehen können und Führungsthemen anders gestalten.Dafür braucht es Kompetenzen wie Veränderungsbereitschaft, Kommunikationsstärke, Teamorientierung und die Fähigkeit, Kontrolle abzugeben und Vertrauen zu fördern. Besonders im Umgang mit Widerständen ist es entscheidend, empathisch zuzuhören, offene Dialoge zu ermöglichen und Mitarbeitende aktiv in den Veränderungsprozess einzubinden. Mit solchen Fähigkeiten und einer agilen Grundhaltung können Führungskräfte Veränderungen gemeinsam mit Mitarbeitenden gestalten.

Frage 7: Wie lassen sich schnelle und gleichzeitig fundierte Entscheidungen in agilen Strukturen sicherstellen?

Ein bewährtes Konzept in agilen Entscheidungsprozessen ist die Unterscheidung zwischen Konsens und Konsent. Während Konsens bedeutet, dass alle Beteiligten einer Entscheidung aktiv zustimmen, wird beim Konsent lediglich geprüft, ob es schwerwiegende Einwände gibt. Letzteres ermöglicht eine deutlich schnellere Entscheidungsfindung, da nicht jede Entscheidung von allen getragen werden muss, sondern nur kein unüberwindbarer Widerstand besteht. Zudem helfen klare Entscheidungsformate und transparente Prozesse dabei, Schnelligkeit und Qualität in der Entscheidungsfindung zu vereinen.

Frage 8: Welche Rolle spielen Daten und Analysen in der modernen Unternehmensführung?

Datenbasierte Entscheidungsfindung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch den technologischen Fortschritt stehen Unternehmen immer mehr und präzisere Daten zur Verfügung, die fundierte Entscheidungen ermöglichen. Allerdings sollte nicht ausschließlich auf quantitative Analysen gesetzt werden – qualitative Faktoren spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle. Letztlich ist es entscheidend, dass Daten nicht isoliert betrachtet, sondern durch menschliche Einschätzungen und Erfahrungswerte ergänzt und in den richtigen Kontext gesetzt werden.

Frage 9: Welche Ansätze helfen Führungskräften, mit komplexen und unvorhersehbaren Entscheidungen umzugehen?

Es gibt zahlreiche Methoden, um mit Unsicherheit und Komplexität umzugehen. Welche Ansätze sich eignen, hängt jedoch stark vom jeweiligen Unternehmenskontext ab. Grundsätzlich ist es für Führungskräfte essenziell, die Dynamik heutiger Märkte anzuerkennen und sich darauf einzustellen, dass Überraschungen unvermeidbar sind. Eine resiliente Haltung, kontinuierliches Lernen und die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, sind daher Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Führung in unsicheren Zeiten.

Frage 10: Welche Kompetenz wird für Führungskräfte im Jahr 2030 am wichtigsten sein?

Die wichtigste Kompetenz der Zukunft ist die Fähigkeit, für Klarheit zu sorgen – selbst in Situationen, in denen keine eindeutigen Antworten existieren. Führungskräfte müssen Transparenz schaffen und offen kommunizieren, auch wenn sie selbst nicht alle Lösungen parat haben. Mitarbeitende benötigen Orientierung, und diese kann auch darin bestehen, Unsicherheiten klar zu benennen, anstatt scheinbare Gewissheiten vorzutäuschen. Dies erfordert Mut, strategische Weitsicht und ein hohes Maß an Vertrauen in das Team.

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