Im zurückliegenden Wintersemester haben Studierende des Masterkurses Human Resources im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein (HSNR) untersucht, welche Erwartungen Beschäftigte in Deutschland an die Arbeitswelt des Jahres 2035 haben – und wie sie diese bewerten. Nun liegen die Ergebnisse ihrer Studie vor. Das ernüchternde Fazit: Unsere Arbeitswelt wird sich dramatisch verändern – doch wir sind nicht ausreichend darauf vorbereitet.
Bereits zum zweiten Mal nach 2018 haben Professor Dr. Alexander Cisik und seine Studierenden ein Zukunftsszenario in Thesenform entwickelt und Berufstätige befragt, für wie wahrscheinlich sie diese Thesen halten und wie sie die darin beschriebenen Entwicklungen einschätzen.
Veränderungserwartung trifft Zukunftsskepsis
Die Ergebnisse zeichnen ein zwiespältiges Bild: Technologische, organisatorische und kulturelle Veränderungen gelten als unausweichlich, werden jedoch nicht automatisch als positiv wahrgenommen. Es zeigt sich eine hohe Veränderungserwartung, die mit ausgeprägter Zukunftsskepsis einhergeht. Besonders kritisch bewertet werden längere Lebensarbeitszeiten, die zunehmende Entgrenzung von Arbeits- und Privatleben sowie der Verlust analoger Arbeitsformen – Aspekte, die tief in bestehende Komfortzonen eingreifen.
Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Individualisierung, Wertorientierung und Sinn. Klassische Erfolgsmetriken wie Einkommen und Status verlieren an Bedeutung. In der Führungskultur werden soziale Kompetenzen wichtiger, während traditionelle Machtmechanismen zunehmend hinterfragt werden.
Dystopische Grundstimmung überwiegt
Insgesamt zeigt sich ein eher pessimistisches Stimmungsbild: Nur ein kleiner Teil der Befragten erwartet positive Auswirkungen auf Motivation, Wohlbefinden oder wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Besonders zurückhaltend äußert sich die Generation X (41–55 Jahre), während Frauen tendenziell zuversichtlicher sind. Führungskräfte zeigen sich skeptischer als Mitarbeitende. Im Vergleich zur Erhebung 2018 hat die Zuversicht deutlich abgenommen.
Sicherheit statt Selbstverwirklichung
Die große Mehrheit der Beschäftigten nimmt den gesellschaftlichen Wandel offenbar als Bedrohung wahr. Das erklärt, warum viele die zunehmende Flexibilisierung von Arbeit und Leben sowie die damit verbundenen Handlungsspielräume eher ablehnen als begrüßen. Aktuell dominiert die empfundene Last der Verantwortung klar über die Lust an Mitgestaltung.
Die Studie zeigt deutlich: Unternehmen müssen sich stärker an den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden orientieren – nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch, um attraktiv und zukunftsfähig zu bleiben. Gleichzeitig sind auch die Beschäftigten gefordert, sich mit Veränderung auseinanderzusetzen und den Wandel aktiv mitzugestalten. Dazu gehört vor allem, bestehende Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen, neue Wege offen anzunehmen und die damit verbundenen Chancen mutig zu ergreifen.
Den vollständigen Forschungsbericht gibt's hier zum Download: http://www.hsnr.de/Arbeitswelt-2035-Forschungsbericht