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Fachtagung zur Reform der Psychotherapeuten-Ausbildung

Mönchengladbach, 5. Oktober. Jenseits von Gesundheitsreform und Krankenkassenbeiträgen arbeitet das Gesundheitsministerium derzeit auch an der Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes. Aktuelle Entwürfe sehen vor, Sozialpädagogen von der Psychotherapeuten-Ausbildung nahezu auszuschließen. Damit würde der Beruf einen einseitig psychologischen Zugang bekommen. Sozialberufliche Studiengänge wie Soziale Arbeit, Pädagogik oder Heilpädagogik würden ihren Stellenwert für die Psychotherapeuten-Ausbildung verlieren.

 

„Aus Sozialpädagogen werden im Laufe der Psychotherapieausbildung sehr gute Psychotherapeuten", sagt dagegen Prof. Dr. Michael Borg-Laufs, der am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein das Lehrgebiet Theorie und Praxis psychosozialer Arbeit mit Kindern innehat. „Die Kehrtwende ist daher überhaupt nicht nachvollziehbar und durch keinerlei empirische Daten gestützt." Am 23. Oktober beschäftigt sich eine Fachtagung an der Hochschule Niederrhein mit dem Thema. Ihr Titel: „Perspektiven einer bio-psycho-sozialen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Betrachtungen zur Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes".

 

Laut der jüngsten Studie von Barbara Beck und Michael Borg-Laufs würden vor allem psychisch kranke Kinder und Jugendliche unter dem Ausschluss von Sozialpädagogen zum Beruf des Psychotherapeuten leiden. Bei ihnen sei der Zusammenhang zwischen Armut und psychischem Leid unbestreitbar. In solchen Fällen müssten sozialwissenschaftliche, sozialisationstheoretische, biografische und pädagogische Aspekte verstärkt in der Therapie berücksichtigt werden. Wenn solche Fachkenntnisse nicht mehr Bestandteil psychotherapeutischer Kompetenzen sind, könne dies negative Folgen für die Betroffenen haben. Psychisches Leid entstehe eben nicht nur aus psychologischen Phänomenen, sondern auch aus sozialen Bedingungen.

 

Zwischen 10 und 15 Uhr wird eine hochkarätig besetzte Expertenrunde zu diesen Themen Stellung beziehen und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der von der Psychotherapeutenkammer als Fortbildung akkreditierten Tagung diskutieren. Prof. Dr. Silke Gahleitner von der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin wird über „Das bio-psycho-soziale Profil der heutigen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie" sprechen. Peter Lehndorfer, Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer, informiert über „Perspektiven der Psychotherapieausbildung". Barbara Beck und Prof. Dr. Michael Borg-Laufs von der Hochschule Niederrhein gehen der Frage nach: „Sind Sozialarbeiter nicht mehr gut genug für die Psychotherapeutenausbildung?" Und Prof. Dr. Meinrad Armbruster von der Hochschule Magdeburg-Stendhal referiert zum Thema: „Ein oder zwei Berufe? Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie als eigenständiges Berufsbild". Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Heidi Möller von der Universität Kassel moderiert wird.

 

"Perspektiven einer bio-psycho-sozialen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Betrachtungen zur Überarbeitung des Psychotherapeutengesetzes." Eine Fachtagung am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein am 23.10.2010, 10-15 Uhr; Webschulstraße 35, 41065 Mönchengladbach, Raum V1 E02 (Streifenhörsaal). Anmeldung und weitere Informationen unter www.hs-niederrhein.de/fb06/veranstaltungen/fachtagung/


Autor: Christian Sonntag