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Musikdrucke
David Lewis (Univ. London), Laurent Pugin (RISM Schweiz), Reinier de Valk (Univ. London), Tim Crawford (Univ. London) und Christoph Dalitz (Hochschule Niederrhein) während einer Projektbesprechung in London.

Wissenschaftler vom Institut iPattern digitalisieren historische Musikdrucke

Krefeld, 6. Juni. Im Labor des Instituts iPattern der Hochschule Niederrhein treffen derzeit Welten aufeinander: Prof. Dr. Christoph Dalitz arbeitet mit dem Masterstudenten Christian Brandt daran, mit modernster Softwaretechnik historische Musikdrucke aus dem 16. Jahrhundert zu decodieren. Ziel ist es, den musikalischen Inhalt aus den Bildern der Tabulaturen digital zu gewinnen. Das könnte es Lesern der Jahrhunderte alten Musiknoten ermöglichen, inhaltsbasiert nach bestimmten Melodiesequenzen oder automatisiert nach Ähnlichkeiten zwischen Musikstücken zu suchen.

 

Die Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein gehören damit zu einem Forschungsprojekt der University of London, die unter Leitung von Prof. Tim Crawford eine neuartige Musiksammlung aufbaut, den „Eletronic Corpus of Lute Music". Die Sammlung soll nicht nur die bloßen Bilder, sondern auch den musikalischen Inhalt historischer Lautentabulaturen aus dem 16. Jahrhundert speichern. Das Projekt wird gefördert vom britischen „Arts and Humanities Research Council". Hintergrund ist, dass derzeit viele Bibliotheken die Bilder historischer Musikdrucke online verfügbar machen. Bei diesen Sammlungen ist aber keine inhaltsbasierte automatische Suche möglich, weil die Faksimiles keine Musikkodierung, sondern nur farbige Bildpunkte enthalten.

 

Um den musikalischen Inhalt aus den Tabulaturbildern gewinnen zu können, ist eine spezielle Mustererkennungssoftware nötig. Für dieses Thema ist Prof. Christoph Dalitz Spezialist. Schon 2005 entwickelte er ein Programm, das Noten und Tabulaturen der Laute erkennt, in gegenwärtige Notenschrift umwandelt und dann abspielen kann. Bei der Digitalisierung der Lautenschrift baute Dalitz auf dem „Gamera Framework" auf, einer Erkennungssoftware, die ebenfalls an der Hochschule Niederrhein entwickelt wird. Über diverse Fachartikel waren die Londoner Forscher auf die Arbeit von Prof. Dalitz aufmerksam geworden. Sie traten mit der Bitte an ihn heran, die im iPattern-Institut entwickelte Software an die Bedürfnisse des ECOLM-Projekts anzupassen. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde kürzlich unterzeichnet.

 

Das Projekt kommt ausübenden Musikern, Musikwissenschaftlern und Quellenforschern zugute, die über die Online-Faksimiles Zugang zu wichtigen historischen Quellen haben und über die Musikkodierung besonders komfortabel recherchieren können.

 

Pressekontakt: Dr. Christian Sonntag, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 02151 822-3610; email: christian.sonntag@hs-niederrhein.de

 

Autor: Christian Sonntag