Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen
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Familie und Karriere: Es ist machbar! Talkrunde der HSNR in Kooperation mit „Leading Ladies in Town“

Am 27. Oktober 2022 erfuhren überwiegend weibliche Studenten des Fachbereichs Wirtschaftsingenieurwesen von Gabriele Drostel, Dr. Katja Grage, Thomas Lüdeke, Dr. Inge Röhnelt und Anna Roscina, worauf es bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere ankommt. Dass Partner, Führungskräfte und Arbeitgeber, aber auch Freunde und Nachbarn eine wichtige Rolle spielen, wurde sehr offen und humurvoll diskutiert. Journalistin Annette Ludwig und Prof. Ralf Kampker führten durch einen angeregten Nachmittag.

Auf Wunsch der Studierenden lud die Hochschule Niederrhein in Kooperation mit der Krefelder Initiative „Leading Ladies in Town“ zum Talk „Mit Frauen in Führung gehen - Vereinbarkeit von Karriere und Beruf“ ein. „Es ist immer noch kein leichtes Unterfangen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen“, erklärte Annette Ludwig bei der Eröffnung. „Zwar ist die Kinderbetreuung in Deutschland schon besser geworden, doch brauchen wir auch in den Unternehmen eine neue Art der Führung, denn in Zeiten des Fachkräftemangels sind das Know-how und die Fähigkeiten von sehr gut qualifizierten Frauen mehr denn je gefragt.“ Prof. Ralf Kampker, vom Fachbereich „Wirtschaftsingenieurwesen“ versprach daher, auch in Zukunft sogenannte Role Models in die Hochschule einzuladen, um Studierenden Erfahrungsberichte von Menschen zu präsentieren, „die etwas erreicht haben.“ Die roelmodels am 27.10. waren beruflich erfolgreich und Mütter und Väter.

Trotz der Diversität der Lebensläufe hörten die Anwesenden im Hörsaal am häufigsten einen Satz: „Ja, es funktioniert, aber es ist auch anstrengend.“ Die Beiträge in der Talkrunde waren dennoch ermutigend. Beraterin Dr. Inge Röhnelt: „Wenn Sie den Wunsch haben, Karriere zu machen und Kinder zu bekommen, machen Sie es!“ Noch vor ein 20 Jahren habe man sich zwischen Beruf oder Familie entscheiden müssen, heutzutage seien die Chancen optimal, der Arbeitsmarkt bewegt sich allmählich. Frauen in Führung haben Gestaltungsmöglichkeiten, sie bringen ihre weibliche Perspektive in Prozesse der Wirtschaft, der Digitalisierung, der Gesellschaft ein, das ist dringend notwendig“, so die frühere VHS-Leiterin und Mutter zweier erwachsener Kinder.

Auch Anna Roscina, 35-jährige alleinerziehende Mutter bei der Cocus AG, schlug in diese Kerbe und riet Frauen dazu, ihr eigenes Geld zu verdienen, Ziele zu definieren und den „Rest drumherum“ zu organisieren. So könnten Eltern, Freunde oder ein Babysitter Hilfe leisten, wenn die Kita mittags zu habe oder eine Sporteinheit anstehe. Weder der Partner noch die Kinder sollten alleiniger Lebensinhalt sein, und mit viel Willenskraft finde jede Frau ihren Weg. Da war er wieder, der Satz: „Es funktioniert.“

Dr. Katja Grage nahm als selbstständige Notarin an diesem Tag kein Blatt vor den Mund: „So lieb ich meine Kinder habe, es ist manchmal eine echte Anstrengung – für mich und die Familie. Aber ich wäre keine bessere Mutter, wenn ich zu Hause geblieben wäre.“ Ohne Hilfe gehe es nicht, und so riet sie zu „Netzwerken im guten Sinne“, indem man eine Kinderfrau engagiere, Nachbarn, Freunde und Eltern einspanne. Mit dem Buchtitel „Es ist nur eine Phase, Hase“ erinnerte sie daran, dass jede von Frust und Zeitdruck geprägte Phase irgendwann ende und mahnte: „Die innere Einstellung ist wichtig, dann geht vieles leichter.“ Gabriele Drostel, selbstständige Beraterin mit drei Kindern, punktete mit einer Aufzählung erprobter Tipps, falls eine zusätzliche Kinderfrau nicht finanzierbar sei: „Fragen Sie Freunde, bilden Sie Fahrgemeinschaften, buchen Sie stundenweise Hilfe, suchen Sie per Annonce eine Ersatzoma.“ Ein weiterer Rat: Auszeiten in den Kalender eintragen, um die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Coach und Personalvermittler Thomas Lüdeke rückte als einziger Mann auf dem Podium zwei Aspekte für beide Geschlechter in den Fokus: Partnerwahl und Flexibilität. Bei Themen wie Ehevertrag, Dienstreisen oder Schule seien partnerschaftliches Handeln auf Augenhöhe und flexibles Organisieren hilfreich. Annette Ludwig fasste die Beiträge in einer griffigen Erfolgsformel zusammen: „Wille plus Humor plus Netzwerk plus Kommunikation plus Flexibilität minus Perfektionismus.“ Bei Kaffee und Kuchen konnten die Teilnehmer:innen noch ausgiebig netzwerken.