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Geschichten und Erinnerungen

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.
Marion Maas

Marion Maas | HSNR 1996 - 2002

Grüner Hering vom Markt

„Sie können das, Mädchen!“ war die Bewertung von Waltraut Zaiser, die das Berufsleben von Marion Maas gründlich änderte. Marion Maas, Jahrgang 1954, hat als Tochter aus dem klassischen Arbeitermilieu eine Ausbildung zur Chemielaborantin bei der Firma Bayer absolviert.

Mit dem dort verdienten Geld hat sie dann die Familie finanziert, während ihr Mann an der Fachhochschule Niederrhein Technik studierte und seinen Abschluss machte. Anfang der 90er Jahre belegte sie dann selber Kurse im Bereich Kunst und Design als Gasthörerin an der Fachhochschule Niederrhein bei Waltraut Zaiser. Als Zeichendozentin war Waltraut Zaiser bekannt für ihr Spontaneität und wusste die Studierenden zu erheitern, wenn ihr mitten im Kurs ein lauter Schrei entfuhr, weil ihr aufgefallen war, dass sie ihr Buch in der Bahn vergessen hatte. Zum Zeichnen nahm sie ihre Studierenden mit in den Zoo, lud Tänzerinnen und Aktmodelle in den Kurs ein. Und dienstags gab es frische grüne Heringe vom Markt als Vorlage. „Sie können das, Mädchen!“ war dann die Aussage, die dazu führte, dass Marion Maas, die immer schon gezeichnet hatte, ein Studium in Betracht zog. Nur hatte sie leider kein Abitur. „Ich doch auch nicht!“ war die Antwort von Waltraut Zaiser. Leider verstarb Waltraut Zaiser 1992. Kommilitonen nahmen Marion Maas dann einfach mit in einen Kurs von Stephen Coon Weeks. Zum Semesterabschluss fertigte sie – wie eine reguläre Studentin – eine Mappe mit Zeichnungen zur Bewertung an. Und ihr Dozent fragte für die Bewertung nach ihrem Laufzettel, dem sogenannten gelben Schein und erfuhr dann, dass Marion Maas gar nicht eingeschrieben war, was ihn zu der Aussage veranlasste: „Wenn Sie eine eins haben wollen, müssen Sie sich immatrikulieren.“

Das hat Marion Maas dann auch getan. Das Abitur hat sie in der Abendschule, zunächst in der Abendrealschule in Krefeld und anschließend im Abendgymnasium in Duisburg, nachgeholt und 1996 dann das Objektdesign-Studium aufgenommen und 2002, im Alter von 48 Jahren, als Diplom-Objektdesignerin sehr erfolgreich abgeschlossen. Für sie war das Studium das „reinste Vergnügen“ und sie erinnert sich gerne an ihre Dozenten wie z.B. Boris Gorin oder Hans-Joachim Albrecht. So wie sie alle Lehrenden als engagiert beschreibt und wie schön die vielen persönlichen Kontakte zu diesen waren. Seit ihrem Abschluss arbeitet Marion Maas freiberuflich als Designerin und hat aus ihrem Hobby, etwas wofür sie ihr Leben lang „brannte“, ihren Beruf gemacht. Sie hat Kirchenfenster entworfen oder in der ökumenischen Kapelle der Helios-Klinik den Trauerraum mit einer 15 m langen Fensterbank gestaltet. Gerade hat sie eine Steele für den Trauerort für Schmetterlingskinder für den Friedhof Krefeld-Lehmheide entworfen. Sie selber bezeichnet ihre Arbeit als Zeichen des Umbruchs und des Neuanfangs. Für sie als Arbeiterkind war ein Studium nicht selbstverständlich und daher macht sie heute anderen Mut, diesen Weg einzuschlagen. Zuerst einmal ihrem Sohn, der auch an der Hochschule Niederrhein studiert hat und seinen Abschluss in Technischer Informatik machte. Aber auch jedem anderen empfiehlt sie: „Das ist eine Hochschule, da kann man hingehen!“