Wie verändert die Digitalisierung die Wirtschaft am Niederrhein – und welche Chancen ergeben sich daraus für junge Menschen?
Prof. Dr. René Treibert Der Niederrhein ist eine starke Wirtschaftsregion mit vielen kleinen und mittelständischen Unter- nehmen, aber auch mit großen Industrie- und Dienstleistungsbetrieben. All diese Akteure stehen vor der Aufgabe, ihr Unternehmen weiter zu digitalisieren. Es geht um nicht weniger als die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Region im nationalen und internationalen Vergleich. Hieraus entsteht ein seit Jahren anhaltend hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften, den es zu decken gilt.
Prof. Dr. Boris A. Feige Richtig, und das sehen wir ausnahmslos in allen Branchen und Industrien. Dem Gesundheitswesen, der öffentlichen Verwaltung, dem Handel, der Energieversorgung oder dem Maschinenbau. Überall schreitet die Digitalisierung voran. Überall braucht es qualifizierte Menschen, die digitale Lösungen in Unternehmen gestalten und natürlich am Ende verantwortungsvoll einsetzen.
Welchen Beitrag leistet die Hochschule Niederrhein dabei für die Region Niederrhein?
Feige Wir sehen uns an der Hochschule Niederrhein als Talentschmiede und damit klar in der Verantwortung, die Fach- und Führungskräfte von morgen auszubilden. Ein Großteil unserer Studierenden kommt aus der Region. Man kann es vielleicht so auf den Punkt bringen: Wir bilden Menschen aus der Region Niederrhein in der Region Niederrhein für die Region Niederrhein aus.
Treibert Genau, wir qualifizieren an der Hochschule Niederrhein nicht für irgendeine Zukunft – sondern wir wollen als Hochschule mit circa 13.000 Studierenden und knapp 1000 Beschäftigten einen konkreten Beitrag zur Digitalisierung am Niederrhein leisten. Das tun wir mit der Ausbildung junger Menschen in unseren Bachelor- und Masterstudiengängen im Bereich der Informatik, der Wirtschaftsinformatik, der medizinischen Informatik, dem Cyber Security Management und der digitalen Forensik. Hier bilden wir genau die digitalen Expertinnen und Experten aus, die die regionale Wirtschaft so dringend benötigt.
Wie muss man sich ein solches Studium denn vorstellen?
Feige Wir bieten mehr als graue Theorie. Wir sind eine HAW, also eine Hochschule für angewandte Wissenschaften. Das bedeutet, wir bilden praxisnah und berufsqualifizierend aus. So lernen unsere Studierenden anhand realer Fragestellungen, so unter anderem auch mit dem Ansatz des „Problem Based Learning“. Dort werden echte Problemstellungen aus der Unternehmenspraxis in Studentengruppen bearbeitet. Das macht eine moderne, praxisnahe und kompetenz- bildende Lehre aus und bereitet bestens auf den späteren Berufseinstieg vor.
Können Sie hier ein konkretes Beispiel nennen?
Treibert Gerne, zum Beispiel beschäftigen wir uns im Studiengang Cyber Security Management mit dem Cyber-Angriff auf eine Großbäckerei am Niederrhein. Gemeinsam erarbeiten wir mit den Studierenden, was in solch einer akuten Krisensituation zu tun ist und welche Aktivitäten zur Gefahrenabwehr umgehend durch das betroffene Unternehmen durchzuführen sind. Solche Simulationen sind für die Studierenden wirklich immer sehr lehrreich.
Feige Auch spannend war im letzten Semester folgende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen: Im Studiengang Wirtschaftsinformatik haben Studierenden die Mobilitäts-App der Stadtwerke Krefeld auf ihre Gebrauchstauglichkeit geprüft. Die Studierenden untersuchten, wie Verbindungen im Nahverkehr der Stadt Krefeld möglichst intuitiv durch die Nutzer in der App gesucht und natürlich auch gefunden und dargestellt werden können. Oder wie der Prozess zum Ticketkauf innerhalb der App möglichst einfach erfolgen kann. Auch Aspekte wie die Barrierefreiheit wurden untersucht. Also wie bspw. Menschen mit beeinträchtigtem Sehvermögen eine solche App bestmöglich nutzen können. Am Ende wurden die Ergebnisse den Verantwortlichen der Stadtwerke Krefeld präsentiert. Und das Beste ist: Einige Verbesserungsvorschläge der Studierenden wurden danach direkt durch das Team der Stadtwerke Krefeld umgesetzt.
Was sollten interessierte junge Menschen zu den informatiknahen Studiengängen wissen?
Treibert Dass Informatik und die dazugehörigen Studiengänge nicht nur etwas für „Technik- und IT-Freaks“ sind. Unsere Studierenden bringen zu Beginn des Studiums sehr unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten mit. Die Notwendigkeit, bereits vor dem Studium richtig gut programmieren zu können, ist dabei ein weit verbreiteter Irrglaube. Wichtig sind vor allem Neugier und die Bereitschaft, sich in neue Themen einzuarbeiten. Ein gewisses Durchhaltevermögen und Spaß an der Sache gehören bei einem Studium von mehreren Jahren natürlich auch immer dazu.
Feige Vielleicht kann man unsere Studienangebote so zusammenfassen: Wenn man Freude daran hat, Probleme durch Softwareentwicklung und Softwareeinsatz zu lösen, ist der Studiengang der Informatik geeignet. Wer sich von Beginn an auf den Anwendungsbereich Gesundheitswesen spezialisieren möchte, der kann das Studium der medizinischen Informatik beginnen. Möchte man digitale Technologien gezielt in Unternehmen einsetzen, auf diese Art effiziente Unternehmensprozesse gestalten und damit IT und Management verbinden, für den ist der Studiengang Wirtschaftsinformatik eine gute Möglichkeit. Wer Cyberkriminalität bekämpfen und digitale Beweise sichern und analysieren möchte, der findet mit im Studium Digitale Forensik seine Berufung. Wer Unternehmen vor ebensolchen Cyber-Angriffen schützen möchte, der sollte sich für das Studium Cyber Security Management entscheiden.
Ein letzter Tipp für interessierte junge Menschen?
Treibert Schauen Sie sich bei uns um. Sei es vor Ort im Gespräch mit Studierenden und der Studierendenberatung oder digital auf unserer Website. Wer gestalten möchte, der findet bei uns genau den richtigen Einstieg.
Feige Und bleiben Sie offen für Neues. Die Welt der Informatik und der ihr zugehörigen Studiengänge ist vielfältiger, als viele denken und sie wartet auf kluge junge Köpfe, die etwas bewegen wollen.