Mein Auslandssemester
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Ticen vor Stadt

Ticen - FB 07 - Florianopolis/Brasilien

Ticen Ihre Forschungsarbeit in Brasilien geschrieben. Sie ist begeistert von der optimistischen Lebenseinstellung der Brasilianer.

Da ich schon während meines Bachelorstudiums Erfahrungen mit einem Auslandssemester in Istanbul gemacht habe und nur positive Kenntnisse daraus gezogen habe, entschied ich mich, während meines Masterstudiums erneut die Gelegenheit zu ergreifen und diesmal Europa zu verlassen und einen neuen Kontinent zu erforschen. Ich informierte mich auf unserer Hochschulwebsite über Partneruniversitäten und da mich Südamerika schon immer interessiert hat, fiel meine Wahl schlussendlich auf Brasilien. Die Partneruniversität ist die Universidade Federal de Santa Catarina (kurz: UFSC) und befindet sich auf der Insel Florianopolis, die gleichzeitig die Hauptstadt des Staates Santa Catarina ist.


Vorbereitungen
Kaum entschieden wurde es Zeit, sich um alle anstehenden Formalitäten zu kümmern. Der Kontakt zur Partneruniversität wurde durch das International Office der HS Niederrhein hergestellt und schon bald schrieb ich selbst mit Professor Weingärtner von der brasilianischen Universität. Der Kontakt war sehr gut und da der Professor selbst Deutsch sprach, vereinfachte dies die Kommunikation. Professor Weingärtner war sehr hilfsbereit und antwortete mir stets schnell auf alle meine Fragen. Für meinen 5-monatigen Aufenthalt musste ich ein Visum beantragen. Das zuständige Konsulat dafür befindet sich in Frankfurt und da ich zeitlich sehr eingeschränkt war, beauftragte ich eine Agentur, meinen Antrag einzureichen. Der Visumsantrag ist sehr zeitaufwendig und verlangt unheimlich viele Dokumente, die wiederum mit einer Apostille vom Landgericht in Düsseldorf beglaubigt werden müssen. Außerdem müssen Hin- und Rückflug schon gebucht sein, um überhaupt den Antrag zu stellen. Die Dokumente wurden benötigt, um diese dann auf der Polizeistation in Florianopolis vorzulegen. Hier war man verpflichtet, spätestens einen Monat nachdem man eingereist war einen Termin zur Vorlage des Visums zu machen.


Auch um eine Unterkunft kümmerte ich mich schon im Voraus. Bei der Wohnungssuche setzte ich meinen Fokus auf verschiedene Facebook-Gruppen für Austauschstudenten in Florianopolis, in denen ausschließlich Zimmer an Austauschstudenten vermittelt werden. Hier wurde ich nach einiger Zeit fündig und ich bekam die Zusage für ein Zimmer in einem 6-er Haus für Austauschstudenten. Leider machte ich die schlechte Erfahrung, dass die Vermieterin das Zimmer kurzfristig an eine andere Person vergab und mir dies auch erst, nachdem ich sie 2 Tage vor Abflug nochmal wegen der Schlüsselübergabe kontaktierte, gestand. Schnell brauchte ich ein neues Zimmer und suchte erneut in den Facebook-Gruppen und fand schließlich auch eins. In Brasilien angekommen, entpuppte sich die Unterkunft jedoch als totaler Fehlgriff und ich verbrachte dort keine Nacht. Eine Woche nach Ankunft bezog ich endlich meine langfristige Unterkunft. Ein Apartment, in dem ich mit zwei Spaniern und einer Französin lebte. Mit der Unterkunft war ich sehr zufrieden. Die Vermieter hatte ich zuvor auf einem Churrasco (brasilianisches Barbecue) kennen gelernt. Ich würde empfehlen, die erste Woche in einem Hostel zu verbringen und dann vor Ort nach der richtigen Unterkunft zu suchen, da dies die Suche sehr vereinfacht.

 

Universität und Praktikum
Da ich mein Auslandssemester in Brasilien nutzen wollte, um meine Forschungsarbeit zu schreiben, vermittelte mich Prof. Weingärtner an eine Färberei, bei der ich mein Praktikum machte. Ich besuchte die Färberei nur phasenweise und nutzte die restliche Zeit, um in der Universitätsbibliothek zu recherchieren und an meiner Forschungsarbeit zu schreiben. Außerdem meldete ich mich bei einem Portugiesisch-Sprachkurs an, der von der Uni extra für Austauschstudenten angeboten wurde. Dieser fand zweimal die Woche statt.


Da ich den Schwerpunkt meiner Forschungsarbeit auf das Thema Nachhaltigkeit setzen wollte, arbeitete ich in der Färberei im Abwassermanagement. Das Unternehmen war darauf bedacht seine Prozesse nachhaltiger und umweltschonender zu gestalten. Somit wurde mir auch freudig ein Thema für meine Forschungsarbeit gegeben und dementsprechend forschte ich an einer Lösung, die es ermöglichte den Salzgehalt und Farbreste des Abwassers zu minimieren, um das Wasser zu recyclen und in den Färbeprozess wieder einzuleiten. Die Kommunikation mit meinen zwei Mitarbeitern war am Anfang zunächst schwierig, da beide nur ein gebrochenes Englisch sprachen und ich erst minimale Portugiesisch Kenntnisse aufweisen konnte. Aber mit der Zeit wurde das gegenseitige Verständnis immer besser. Es war interessant, einen Einblick in den Betriebsablauf einer Färberei zu bekommen. Einen sehr positiven Eindruck bekam ich von der brasilianischen Gastfreundschaft. Ich wurde überall herzlich aufgenommen und alle waren sehr offen und freundlich und boten mir stets ihre Hilfe an.


Reisen
Nach Beendigung meines Praktikums, nutzte ich meine restliche Zeit noch, um das Land, in dem ich nun schon 4 Monate lebte und die Sprache lernte, auch außerhalb meiner Insel zu erkunden. Als größtes südamerikanisches Land hat Brasilien jede Menge zu bieten. Neben den zwei Metropolen Rio de Janeiro und Sao Paulo, schaute ich mir die Iguazu-Wasserfälle im Westen des Landes an und flog nach Cuiaba im Staat Pantanal, um mir dort die atemberaubende Naturwelt des größten Feuchtgebiets der Erde anzuschauen. Am meisten zog es mich aber in den Amazonas, wo ich 5 Tage in einem Dschungel-Camp verbrachte.


Sicherheit
Bevor ich mein Auslandssemester antrat, wurde ich von Freunden und Bekannten stets zu Vorsicht geraten, da Brasilien nun mal nicht ungefährlich sei. Ich persönlich habe mich nie unsicher gefühlt. Florianopolis ist eine sehr sichere Insel, in der man auch nachts zu jeder Zeit heimlaufen kann. Die Bevölkerung von Florianopolis ist im Durchschnitt sehr wohlhabend und spiegelt wenig wieder was im Rest des Landes vor sich geht. Brasilien ist von großer Armut geprägt und das wurde mir vor allem bei meiner Reise durch das Land bewusst. Dies erklärt auch die hohe Kriminalitätsrate in Brasilien, die man nicht vergessen sollte und die vor allem in den Großstädten auffällt. Hier gehören tägliche Überfälle auf offener Straße zur Realität. Vor allem nachts sollte man bestimmte Gegenden und Straßen vermeiden. Das Auslandssemester in Florianopolis war eine einmalige Erfahrung und hat mich in jeder Hinsicht bereichert. Aus Brasilien nehme ich neben meinen bescheidenen Forro-Tanzkünsten und einem gebrochenen Portugiesisch vor allem die stets optimistische Lebenseinstellung der Brasilianer mit und nehme mir diese täglich zu Herzen.