Alumni
Geschichten und Erinnerungen

Hochschule Niederrhein. Dein Weg.
Helga Tigges-Silanoglu

Helga Tigges-Silanoglu | HSNR 1976-1980

You can get if you really want

Helga Tigges-Silanoglu hat 1976 mit dem Studium der Bekleidungstechnik mit dem Schwerpunkt Gestaltung an der Hochschule Niederrhein begonnen, sich dann entschlossen innerhalb des Studiengangs in den sogenannten „schwerpunktfreien“ Studiengang Bekleidungstechnik zu wechseln.

Die dafür noch notwendigen Prüfungen holte sie erfolgreich nach, um die sogenannten „Scheine“ zu erwerben. Nur im Fach Statistik fiel sie bei Herrn Löcker im ersten Versuch durch. Sie bat daraufhin um einen Sonderprüfungstermin bei Herrn Löcker, der sich aber nicht erweichen lassen wollte und antwortete, dass sie doch in einem Jahr – zur nächsten regulären Prüfung – wiederkommen sollte. Frau Tigges-Silanoglu ließ nicht locker und konterte, dass sie das bestimmt nicht tun werde, denn sie hätte bereits eine Stelle, wollte nebenbei die Diplomarbeit schreiben und bräuchte eben nur noch diesen einen Schein in Statistik. Abschließend drohte sie noch einen Sitzstreik an. Herr Löcker hat schließlich – nachdem er sie lange angesehen hatte - mit den Worten „Komm mit, sonst werde ich dich nie mehr los!“ nachgegeben und so konnte sie die Prüfung in seinem Büro unter seiner Aufsicht nachschreiben und anschließend den Schein auch gleich mitnehmen. Damals zahlte sich Helga Tigges-Silanoglus Motto: „You can get it if you really want but you must try, try and try…“ aus. Heute ein fast undenkbares Vorgehen. Aber 1976 war noch einiges anders. Das Studium war noch sehr verschult und die Lehrenden, Professoren wie Assistenten sprachen die Studierenden mit dem Vornamen an. Und in einigen Vorlesungen gab es nur 5-10 Studierende, so dass Abwesenheiten sofort auffielen und auch kommentiert wurden. 1976 gab es auch noch keine Computer für Studierende. Haus- und Diplomarbeiten wurden mit der Schreibmaschine getippt. Im ersten Semester wurde Helga Tigges-Silanoglu in ihrem Studentenwohnheim von ihrem Kommilitonen Zübeyir angesprochen. Er suchte jemanden, der seine Diplomarbeit abtippen und korrigieren könne. Eine aufwändige Arbeit für die der Lohn ein Vogel samt Käfig und eine alte Nähmaschine waren. Die Nähmaschine hat sie heute noch und zu ihrem „Auftraggeber“ Zübeyir, der nach seinem Abschluss nach Istanbul zurückging und dort seine eigene Produktionsfirma für Blusen und T-Shirts gründete, hatte sie über viele Jahre Kontakt. Immer wenn sie in die Türkei flog haben sie sich getroffen. Eine weitere Freundschaft für das Leben entstand in der Einführungswoche im Oktober 1976, denn da lernte Helga Tigges-Silanoglu ihren Mann kennen mit dem sie nach Abschluss des Studiums neun Jahre lang für die Firma Steilmann, dem ehemals größten Bekleidungshersteller Deutschlands, Betriebe im Europa und Asien aufgebaut und betreut hat. Nach der Rückkehr haben sie und ihr Mann sich dann mit einer Textilagentur selbstständig gemacht. Heute sind sie mit ihrem Unternehmen Line Up im Bereich der Herstellung von Artikeln für die Bauindustrie tätig. Ihr Herz schlägt auch heute noch für das Thema Textil und bei einem erneuten Studium würde sie heute nur den Schwerpunkt auf das Thema Logistik legen.

Eine schöne Erinnerung an die Studienzeit verbindet Helga Tigges-Silanoglu noch mit der Pommesbude gegenüber der Hochschule. Denn dort hatte Frau Becker das Zepter in der Hand und man konnte nicht nur Essensmarken einsetzen, sondern auch anschreiben lassen und man wurde auch schon mal umsonst bekocht.