Praxisbeispiele Lehre
Gute Lehrpraxis aus verschiedenen Fachbereichen

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Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit zur Bewältigung psychosozialer Problemlagen unter Einbezug von Robotik und KI

Herausforderung

Wie kann KI in der Lehre und beim Lernen sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt werden?


Lösung

Die Integration von KI und Sozialrobotik in das Curriculum eines Seminars zu Handlungskonzepten in der Sozialen Arbeit ermöglicht es den Studierenden, frühzeitig praktische Erfahrungen in der Gestaltung dieser Technologien zu sammeln. Ziel des Seminars ist es, die Studierenden fundiert auf die Herausforderungen und Möglichkeiten von KI-Systemen und Robotik vorzubereiten. Nach drei Durchläufen des Seminars, in denen KI und Robotik in den Lehrplan integriert wurden, fand eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Studierenden der Informatik statt. Ein zentraler Fokus lag darauf, dass die Studierenden grundlegende Kompetenzen im Umgang mit KI erwerben und die dahinterliegenden informatischen Prozesse verstehen. Gleichzeitig wurde den Studierenden der Informatik ein Verständnis für die verschiedenen Ansätze der KI und Robotik vermittelt. Darüber hinaus wurden Themen wie Data Literacy behandelt. Durch diese transdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche kann die HSNR den Studierenden einen umfassenden und vielseitigen Einblick in KI-Systeme und Robotik bieten.


Vorteile

Durch die Integration von KI-Tools und Robotik in Lehrveranstaltungen wird ein Seminar geschaffen, das individuelle Lernerfahrungen ermöglicht und auf die spezifischen Bedürfnisse der Studierenden zugeschnitten ist. Der Einsatz von KI-gestützten Systemen hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Studierenden durch unmittelbares Feedback und Belohnungen motiviert werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Hochschule durch die Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen Soziale Arbeit und Informatik den Studierenden einen umfassenden und vielfältigen Einblick in KI-Systeme und Robotik bieten kann. Dadurch werden die Studierenden besser auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet und erhalten eine breitere Perspektive auf diese Technologien.


Details

Im Rahmen des 4 SWS Seminars "Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit unter Einbezug von Robotik und KI" im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit wurde der humanoide Roboter "Furhat" von 30 Studierenden der Sozialen Arbeit und fünf Studierenden der Informatik eingesetzt, um interaktive Rollenspiele KI-gestützt zu simulieren. Die Studierenden erhielten ein Handlungskonzept der Sozialen Arbeit, welches sie gemeinsam in Gruppen bearbeiten mussten. Basierend darauf sollten sie eine Klient:innen- und eine Berater:innen-Persona entwickeln. Die Klient:innen-Persona wurde als Vorlage für Simulationen verwendet, um Studierenden zu ermöglichen sowohl das jeweilige Handlungskonzept zu erlernen als auch eine Anleitung zu haben, um in die Rolle professioneller Berater:innen schlüpfen zu können. Die Simulationen wurden in zwei Präsenzveranstaltungen vorgeführt. Informatiker:innen waren zeitweise in die Planungsgruppen eingebunden und unterstützten beim Programmieren.

Durch den Einsatz von Furhat konnten die Studierenden ein deutlich größeres Interesse an grundlegenden Fragen der Sozialen Arbeit entwickeln. Sie waren stärker involviert und konnten einen tieferen Bezug zu den Lerninhalten aufbauen.


Lehr-/Lernmethoden bzw. digitale Medien

Im Seminar "Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit unter Einbezug von Robotik und KI" wurden verschiedene Lehr- und Lernmethoden sowie digitale Medien eingesetzt, um den Studierenden ein interaktives und praxisnahes Lernerlebnis zu ermöglichen.

  • Eine herausragende Methode war der Einsatz des humanoiden Roboters "Furhat" zur Durchführung interaktiver Rollenspiele. Die Studierenden konnten realistische Szenarien simulieren, interagieren und praktische Erfahrungen sammeln. Dies förderte ihr selbstgesteuertes Lernen und ihre Fähigkeit, sich eigenständig in Aufgaben einzuarbeiten.

  • Darüber hinaus arbeiteten die Studierenden in festen kollaborativen Gruppen. Dies förderte die problemorientierte Zusammenarbeit und ermöglichte den Studierenden, Ideen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

  • Die Nutzung digitaler Medien (asynchrones Kollaborationsboard) spielte eine wichtige Rolle, da sie den Studierenden ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichte. Durch den Zugang zu Online-Ressourcen über Moodle konnten die Studierenden flexibel auf Informationen und Forschungsergebnisse zugreifen, was ihre Flexibilität und Selbstorganisation förderte.

  • Insgesamt schufen die interaktiven Rollenspiele mit Furhat, die eigenständige Programmierung des Roboters und der Einsatz digitaler Medien eine dynamische und ansprechende Lernumgebung. Die Studierenden konnten ihr theoretisches Wissen praktisch anwenden, technische Fertigkeiten entwickeln und sich intensiv mit den Themen Robotik und KI in der Sozialen Arbeit auseinandersetzen. Gleichzeitig wurden ihre Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Lernen, zur kollaborativen Zusammenarbeit und zum zeit- und ortsunabhängigen Lernen gefördert.

  • Die Portfoliomethode wurde für die Prüfungsleistung angewendet. Hier sollten die Studierenden im ersten Teil ihr Lernen und den Lerngegenstand nach Hilzensauer reflektieren; im zweiten Teil sollte ein Essay zu Risiken und Chancen der Mensch-Maschine-Interaktion im Sozialen Sektor basierend auf den im Seminar erworbenen Kompetenzen verfasst werden.


Stolpersteine

Die Integration von KI in das Lehren und Lernen stellt eine große Herausforderung dar, da sich alle Beteiligten neben den Anwendungsfragen auch mit den zugrundeliegenden theoretischen Grundlagen auseinandersetzen müssen und hierfür ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden sollte. KI-gestützte Systeme können Verzerrungen und Vorurteile widerspiegeln, wenn sie auf unvollständigen oder fehlerhaften Daten beruhen. Auch dies muss in den kollaborativen Gruppen thematisiert werden. Selbstgesteuertes Lernen kann für Studierende problematisch sein, wenn die Studierenden im Vorfeld wenig Erfahrung mit agilen Arbeitsmethoden sammeln konnten. Die Zusammenführung mit anderen Professionen benötigt ebenfalls Vorlaufzeit, um den unterschiedlichen Herangehensweisen gerecht zu werden.


Empfehlung

  • Studierende sollten Möglichkeiten bekommen, KI-Basiskompetenzen in ihren regulären Seminaren zu erwerben. Zudem sollten sie eine umfassende und multiperspektivische Sicht auf KI-Systeme und Robotik erhalten.

  • Transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen kann dabei helfen, Studierende auf die Herausforderungen und Chancen von KI-Systemen und Robotik vorzubereiten und sie für die Arbeitswelt zu wappnen.

  • Genügend Vorlaufzeit ist einzuplanen.


Beteiligt

Prof. Dr. Anne-Friederike Hübener, M.Sc., M.A.
Dr. Marc Heimann (wissenschaftlicher Mitarbeiter)
Noemi Altendeitering (wissenschaftlicher Mitarbeiterin)
Annika Weisenburger (studentische Hilfskraft)
Tom Pätsch (wissenschaftliche Hilfskraft)


Kooperation mit FB03:

Prof. Dr. Christoph Quix
Pascal Quindeau (Doktorand)


Links / Hinweise

Foto: Furhat Robotics
Hochschuldidaktische NIU-Beilage