Die „Postmigrantischen Audiovisionen“ verhandeln an der Schnittstelle zwischen Film, Wissenschaft und Gesellschaft Fragen des Zusammenlebens aus der Perspektive des Postmigrantischen – verstanden als eine (epistemologische) Widerstandshaltung, welche Migration als unabdingbar für gesellschaftliche Verhältnisse versteht.
Entlang von Diskursfeldern wie Rassismus, Islam, Antisemitismus, Rechtsextremismus, Postkolonialismus sowie den medienkulturellen Veränderungen widmet sich das Projekt der Postmigration. Eingeladen werden hierfür nicht nur Expert:innen aus Bildung, Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft, sondern auch Filme und andere audiovisuelle Formationen stehen als ästhetische Denkzeuge im Zentrum der Auseinandersetzungen.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Medienbildung, Sozialer Arbeit und Kulturpädagogik. Die Projekte und insbesondere die Events, die oftmals auch von den Studierenden der Hochschule Niederrhein in partizipativen Ansätzen gemeinsam mit Akteur:innen aus Stadt und Region gestaltet werden, thematisieren die Wünsche, Zukünfte und Herausforderungen einer postmigrantischen Gesellschaft. Das Denken, Fühlen und Empfinden mit den Filmen wollen wir in Bezug auf gesellschaftliche Themen reflektieren und genießen.

Almanya Acı Vatan - Germany, Bitter Homeland
(TR, 1979, 90 min, R: Şerif Gören, OmeU)
Einführung & Filmgespräch
Prof. Dr. Ömer Alkin, Medien- und Kulturwissenschaftler
Almanya Acı Vatan (Deutschland, Bittere Heimat) folgt dem Leben von Güldane und ihrem Mann Mahmut, die eine Scheinehe eingehen, um als Arbeitsmigrant*innen von der Türkei nach West-Berlin zu ziehen. Der Film verbindet komödiantische und melodramatische Elemente mit Sozialkritik und bietet einen intimen Einblick in das Leben türkischer Fabrikarbeiter*innen in West-Berlin aus der Perspektive der Arbeiter*innen selbst. Unter der Regie von Şerif Gören (1944-2024) wurde der Film von der türkischen Filmindustrie produziert und vertrieben.
Der Film wird gezeigt in der Filmreihe Transnational Filmmaking in Germany. Practices, Routes, Archives, welche sich mit den vielfältigen transnationalen Ebenen deutscher Filmgeschichte auseinandersetzt. In Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective präsentiert das Sinema Transtopia vier Abende mit Expert:innen, die jeweils eine andere Dimension transnationalen Filmschaffens in Deutschland zum Thema machen, etwa die türkische Filmindustrie, Filmschulen oder exilierte Filmemacher:innen. Für Almanya Acı Vatan kooperiert die Reihe mit den Postmigrantischen Audiovisionen. (Text, Kuration: Till Kadritzke und Carlos Kong)
Till Kadritzke ist Post-Doctoral Researcher an der FU Berlin, wo er zum Verhältnis von Film, Rassismus und Migration im Westdeutschland der 1970er und 1980er Jahre forscht.
Carlos Kong ist Doktorand in Kunstgeschichte an der Princeton University und in Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo er zu postmigrantischen Perspektiven auf deutsch-türkische Migrationsgeschichten in der zeitgenössischen Kunst und im Film forscht.
Wann: 23.04.2025 um 20:00 Uhr
Wo: „SINEMA TRANSTOPIA“, Lindower Str. 20/22, Haus C, 13347 Berlin